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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 8): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in den Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen zu Donaueschingen: mit 20 handkolorierten Tafeln in Hochätzung — Straßburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.17236#0015
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FÜRSTLICH FÜRSTEN BERGISCHES KUPFERSTICH KABINET.

17. Christus am Kreuze und die Leidenswerkzenge (Fragment). Rechts vom
Kreuzbild befinden sich zehn auf die Passion Bezug habende Darstellungen in zwei
Reihen untereinander. 140 (?) : 197 (?).

(S. oo^a). Kolorit: Braungelb, blaßbraun, karmin, rosa, grauschwarz, dunkelgrün.
Schwarzer Druck.

Es war eine am Ende des Mittelalters weit verbreitete Sitte, die Szenen des Leidens
Christi nicht als ausgeführte Bilder, sondern nur symbolisch nach Art der «Ars mcmo-
rativa» zu schildern. Im Manuel sind eine Menge Blätter deutschen (860, 86j, 877),
niederländischen (874, 902) und englischen Ursprungs (856, 858, 866, 869) verzeichnet,
die Christus als Schmerzensmann umgeben von den Marterwerkzeugen darstellen. Auch
auf den unter dem Namen «Messe des hl. Gregor» bekannten Bildern (1455 ff.) sind
die Leidensszenen in gleicher Weise angedeutet. Diese Art der Darstellung beschränkte
sich nicht etwa nur auf die Erzeugnisse der graphischen Künste, sondern sie findet sich
auf Wandmalereien. Eine solche, die aus der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts
stammt, hat sich beispielsweise in der Sakristei der Stiftskirche zu Landau in der Pfalz
erhalten.

Trotzdem ist es nicht so einfach, die auf unserem Holzschnitt symbolisch ange-
deuteten Szenen zu erklären. Daß sich links von dem Kreuz ebenfalls noch mindestens
zehn Darstellungen befunden haben, liegt auf der Hand; möglicherweise war aber unten
noch eine weitere Reihe von Bildern, wenn nicht gar deren zwei. Der Ueberblick wird
namentlich dadurch erschwert, daß die sonst bei den Passionen übliche Reihenfolge nicht
inne gehalten zu sein scheint. Die Troddelschnur im ersten Felde deutet vielleicht auf
die dem Judas gezahlten dreißig Silbeiiinge; der Hahn darunter bezieht sich auf die
 
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