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Weinbrenner, Friedrich; Eberlein, Kurt Karl [Editor]
Denkwürdigkeiten aus seinem Leben von ihm selbst geschrieben — Potsdam, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.42327#0198
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stehen sahen. Da ich sogleich vermutete, daß diese Leute
von den päpstlichen Galeeren entflohene Galioten sein
müßten, so sagte ich meinem Freund ganz leise: er sollte
ungestört auf der linken Seite der Straße fortreiten und
den Eselsführer hinter sich nachgehen lassen. Denn da wir
diesen Menschen nicht entkommen konnten, wenn sie uns
etwas anhaben wollten, so hielt ichs für geratener, gerade
zu ihnen hinzureiten und im schlimmsten Falle mit ihnen
zu traktieren. Während wir ihnen entgegentrabten, und
sie uns erwarteten, stopfte ich mir in der Geschwindigkeit
eine Pfeife und verbarg meine Uhrenkette und die mit
Schweizer Kristallen besetzten Hofenschnallen, welche ich
in Geneve gekauft, damit ich nicht reicher schien als ich
war. Indem ich nun von der linken Seite gegen die rechte
auf sie zuritt, sagte ich, indem ich meine Pfeife hinstreckte
und ihnen ein guten Morgen bot: „Meine Herren, könnt
Ihr mir nicht ein wenig Feuer geben? die Morgenluft ist
sehr scharf, und ich möchte darum gerne eine Pfeife rau-
chen." Während nun mehrere aus den Ruinen hinzukamen,
zog einer derselben ein Feuerzeug aus der Westentasche,
und nachdem er Feuer geschlagen hatte, drückte er mir
selbst den brennenden Schwamm mit lachendem Munde
auf meinePfeife und sprach: „Hier, mein Herr, habt Ihr
Feuer." Ohne nur dergleichen zu tun, als kennte ich die
saubere Gesellschaft, dankte ich ihm sehr höflich für die
Gefälligkeit und trieb hierauf meinen Esel an, um meinen
Reisegefährten, den indessen die Furcht weit vorwärts ge-
führt, wieder einzuholen. Unser Führer, der die verübten
Grausamkeiten dieser Menschen kannte, war erstaunt, daß
ich so guten Kaufs von ihnen losgekommen. Als wir in

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