Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Weinbrenner, Friedrich; Eberlein, Kurt Karl [Hrsg.]
Denkwürdigkeiten aus seinem Leben von ihm selbst geschrieben — Potsdam, 1920

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42327#0201
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
unverschämt, und ich gewann nichts, als daß meine Ge-
fährten mich auslachten.
Außer diesem Zuge will ich noch einer weitern Reise
nach Tivoli erwähnen wegen eines besondern drolligen
Eselritts. Die beiden Brüder Schabler kamen im Som-
mer 1795 von Neapel nach Rom, um daselbst die Merk-
Würdigkeiten zu sehen, und baten mich und noch zwei
andere meiner Freunde, mit ihnen nach Tivoli eine Partie
zu unternehmen, um ihnen die dortigen Altertümer zu
zeigen. Da es im hohen Sommer war, wo es wegen der
Hitze und der T^ria oattiva erforderlich ist, in der Nacht
den Weg zu machen, so traten wir abends gegen zehn
Uhr die Reise mit einem Vetturino von Rom an. Auf
dem halben Wege zwischen Rom und Tivoli kamen wir
schon zu einem Unglücksfall, indem wir Engländer an-
Lrafen, welche unter demNamen von Norddeutschen reisten,
weil sie von den Franzosen in Italien nicht gekannt sein
wollten; ihr Wagen lag zerbrochen, und nun ganz allein
bei finstrer Nacht auf diesem öden, unsichern Weg mußten
sie die Trümmer ihrer Chaise bewachen, bis der Vetturin
zurück nach Rom geritten war, um ihnen eine andere zu
holen. Diese beiden Engländer, die nur einen Bedienten
bei sich hatten, ersuchten uns, bei ihnen auf der Straße
zu bleiben, bis ihr Vetturin, der schon einige Stunden
weg war, zurückkommen würde, wo sie dann mit uns den
Weg wieder fortsetzen könnten. Da wir vermuteten, daß
die Leute ein wenig Bange hatten, so ließen wirs uns
gefallen, ihnen einige Zeit Gesellschaft zu leisten. Allein
ob es gleich anfangs August war, so froren wir doch in
der Kühle der Nacht, daß wir am ganzen Leibe zitterten
185
 
Annotationen