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Friedrich, Caspar David; Eberlein, Kurt Karl [Editor]
Bekenntnisse — Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42326#0147
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Die Kunst ist nicht Schwierigkeiten zu lösen; das
heisst wohl mehr Kunststücke machen.
Sich in Widersprüche aussprechen wollen, ist eine
gewöhnliche Sache bei Malern, sie nennen es Kon-
trast. Krumm gegen grade, kalt gegen warm, hell
gegen dunkel, das sind die sauberen Krücken, an den
sich die Erbärmlichkeit forthümpelt.
Willst du wissen, was Schönheit sei? befrage die
Herren Ästhetiker: beim Theetisch kanns dir nütz-
lich werden, aber vor der Staffelei nicht, da mußt
du fühlen, was schön ist.
Heisst es denn wirklich ein Verdienst um die Kunst
sich erworben zu haben, wenn unsere Aeademiker der
bildenden Künste sich abmühen die Erbärmlichkeit
bis zur Mittelmässigkeit hinauf zu schrauben? ich
glaube es nicht!
Es gibt Schönmaler wie es Schönschreiber gibt.
Den Wert dieser beurteilt man nach dem sauber ge-
schriebenen Buchstaben unbekümmert um den Sinn
desselben. Aber der Wert jener ist sehr geringe,
wenn er nichts Höheres umfasst als eben schön zu
malen.

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