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DAS NEUE ALEXANDRIA.

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benutzt. H. Barth hat bewiefen, dafs fich felbft die phönizifchen Kaufleute in Karthago, deren
Karawanen die Wüfte nach vielen Richtungen durchkreuzten, des Höckerthiers nicht bedienten.

Mit den arabifchen Heeren kam es zu Taufenden an den Nil und folgte ihnen auf ihren
Zügen gegen den Welten. Wie fchnell es fich da, wo es die Bedingungen feiner Exiftenz
findet, einzubürgern vermag, das beweist die Gefchichte der jüngften Zeit. Nach dem Krimkriege
wanderten Tartaren mit ihren Kamelen in die Dobrudfcha, der bis dahin diefes Thier fremd
geblieben war, ein, und vor Kurzem fand es v. Kremer dort völlig heimifch und fah in Galatz
tartarifche Karren, von Kamelen gezogen, die
gefrorene Donau überfchreiten.

In Aegypten trägt das Höckerthier alle
Laften, zieht den Pflug, treibt das Schöpfrad,
durchjagt und durchfehreitet mit dem Beduinen
und Pilger die Wüfte und befchenkt feinen Be-
fitzer mit Milch und feiner weichen, zu groben
und feinen Geweben tauglichen Wolle. Wir
werden den Kamelen öfter begegnen, noch
Manches von ihnen zu erzählen und hier nur
zu erwähnen haben, dafs auch in Alexandria
das Kamel nach jeder Richtung hin ausgenutzt
wird. Bei Ramich im Offen der Stadt, wofelbft
lieh ein Sommerpalaft des Chediw erhebt, und
die Alexandriner in den heifsen Monden gern
die kühlere Seeluft geniefsen, lagern Beduinen-
ftämme und fcheeren die Höckerthiere, um ihre
koftbaren Haare an Händler und Weber aus der
benachbarten Stadt zu verkaufen, in der von
allen Induftriczweigen aus der alten Zeit nur
noch einer fortbefteht, wir meinen die Kunft,
mit feinen Fäden reiche Stickereien auszuführen.
In der Chalifcnzeit hatte diefe Fertigkeit eine
bewunderungswürdige Höhe erreicht. Die curo-
päifchen Fürftcn bezogen in jenen Tagen ihre
koftbarften Gewandftücke aus dem Orient, und
auch der in der wiener Schatzkammer aufbe-
wahrte Krönungsmantel der römifch-deutfehen
Kaifer ift von arabifchen Händen verfertigt

worden, die nicht vergafsen, das Tiräz, eine den Namen und Titel des hohen Beftcllers in
kunftvollen Verfchlingungen zur Anfchauung bringende Arabeske, in ihn einzuflicken; Venedig
und Genua bezogen ihre Seidenftoffe aus Alexandria, und alle Goldfäden, deren man in Europa
in der Ritterzeit, die reichgeftickte Prachtgewänder liebte, bedurfte, kamen aus dem Orient,
wo lie, wie man jetzt weiis, aus den feingefchnittenen Därmen des Schlachtviehs hergeftellt
wurden. Auf der Infel Cypern war der Stapelplatz für diefe Waare, von der grofsc Quantitäten
in den alexandrinifchen Seidenftickereien verbraucht wurden. Wir willen nicht, ob Said-Pafcha,
der Vorgänger des Chediw, fein grofses Prachtzeh in Alexandria herftellen liefs; doch hat diefes

cm er f

SEIDENSTICKER.

Ebers, Aegypten. I.

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