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DAS NEUE ALEXANDRIA.

aus fchwerem Seidenftoff mit reicher Stickerei bcftanden und war fo grofs, dafs einige hundert
Gäfte in ihm Platz finden konnten, und dabei mehr als halb fo hoch wie das berliner Schlofs.
Stickerei und Weberei find heute noch die vorzüglichftcn Künfte des Morgenlandes und werden
von Männern, aber auch von Frauen geübt. Eine der zarteften Blüten im Liederkranze der Araber
ift einem Webermädchen gewidmet. Seine letzten Verfe lauten nach Schack's Ueberfetzung:

Die Weberei der Orientalen fleht heute noch hoch; aber fie ift zurückgegangen, und diefs
gilt in noch entfehiedenerer Weife von der Kunft der Sticker; aber beide werden fleh erhalten, lo
lange die Araber ihre Freude an prächtigen Kleidern und weichen Teppichen bewahren und ihre
Frauen es lieben werden, den kleinen Fufs mit reich geflickten Pantoffeln, auf denen aus dem
Golde wohl auch eine Perle fchimmert und ein Edelftein blitzt, zu bekleiden.

Wir flehen an der Pforte der Geheimniffe des Orients. In dem halb europäifchen
Alexandria werden fie fich uns nicht erfchliefsen. Auf denn nach Süden durch das Delta, den
grünen Fächer, an deffen Griff, wie der Dichter fagt, als koftbarer Demantftcin Kairo fchimmert.

Die Fäden zittern, während fie
Das Weberfchiffchen treibt,
So wie das Herz des Dichters, wenn
Er Liebeslicder fchreibt.

Oft wenn das bebende Gefpinnft
Am Webeftuhl fie hielt,
Verglich ich fie dem Schickfal, das
Mit unfern Herzen fpielt.

Oft auch, wenn in der Fäden Kreis
Ich fie beim Werk erblickt,
Bedünkte fie mich wie ein Reh,
Vom Jägernetz umftrickt.
 
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