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MEMPHIS. DIE PYRAMIDEN.
Bett lenken. Die Dammwerke des Menes im Süden der Stadt wurden noch, als er Aegypten
bereiste (454 v. Chr.), von den perlifchen Statthaltern forgfdltig bewacht und jährlich ausgebeffert.
Spuren von ihnen blieben bis heute erhalten. Nachdem der Baugrund gefertigt und für die
Regelung der Nilfchwelle Sorge getragen worden war, errichtete Menes dem Gotte Ptah ein
Heiligthum, welches während der langen Jahrhunderte des Beftehens der Stadt ihr Mittelpunkt
blieb und bis in die römifche Kaiferzeit von allen Pharaonen erweitert und bereichert wurde.
An der Spitze der ägyptifchen Götter als ihr erfter und ältefter ficht
der uralte ehrwürdige Ptah von Memphis. Er wird der Weltenfchöpfer
genannt, von dem die Keime und zugleich die Gefetze und Bedingungen
alles Werdens ausgingen. Er, der «uranfängliche», ift auch unter den
Lichtgöttern der frühefte und wird der Schöpfer des Ei's genannt, aus
dem, nachdem er es zerfehlagcn, Sonne und
Mond hervortraten. «Ptah» bedeutet der Er-
öffner, und Ptah Sokar Ofiris, der die Nekropole
von Memphis bcherrfcht und deffen Name lieh
in dem des Ortes Sakkäfa erhalten hat, verleiht
der untergegangenen Sonne und dem verftorbe-
I
gott ptah von memphis.
forglich gepflegt ward.
nen Menfchen die Bedingungen zu ihrem neuen
Aufeans; und zur Auferftchung zum ewigen
Leben jenfeits des Grabes. Der Apis war das apisstier.
heilige Thier des Ptah, in deffen Tempel er
Hinter einem Vorhange von koftbarem Stoff ruhte er auf weichem Lager,
wurde mit einem Brei aus Semmelmehl und Weizengraupen, mit Milch und füfsem Honiggebäck
genährt und ein Harem von Kühen ihm in einem befonderen Bauwerk gehalten. Auch feine Mutter
genofs Verehrung, ward reichlich verforgt und ftand in ihrem eigenen Stalle. Grofs war die Zahl
feiner Diener und gröfser noch die feiner Befucher, denn man fchrieb ihm die Fähigkeit zu, in
die Zukunft zu fchauen. Freilich konnte er die an ihn gerichteten Fragen nur mit «ja» und «nein»
beantworten. Nahm er das Futter eines Befuchers an, fo war der Orakelfpruch günftig; ver-
fchmähte er es, fo ftand es fchlecht um die ihm zur Entfcheidung anheimgeftellte Sache. Dem
Aftronomen Eudoxus von Knidus bedeutete es Tod, als der Stier, ftatt aus ieiner Hand zu freffen,
fein Kleid beleckte, und Germanicus ftarb bald, nachdem das Apisorakel ungünftig für ihn aus-
gefallen war. Neben dem Apis wurde hier eine heilige Schlange verehrt, auf dem See, der bei keinem
ägyptifchen Tempel fehlte, fchwammen köftliche, dem Gotte geweihte Barken, und an feinem Ufer
grünte ein heiliger Hain. Die Pharaonen alle, die ihren Leib in Pyramiden beftatten liefsen, dienten
dem Ptah in diefem Heiligthume, deffen Oberhaupt, der «Sam», den höchften Rang in der ganzen
ägyptifchen Priefterfchaft bekleidete. Häufig übertrugen die Könige ihren eigenen Söhnen diefe
Würde, welche die Hykfoszeit überdauerte und in den Tagen des höchften Glanzes des Pharaoncn-
haufes von Chamus, dem vor feinem Vater verftorbenen Erben des grofsen Ramfes, bekleidet ward.
Diefer mächtige Fürft, den die Griechen Sefoftris nannten und der fall jede Stadt am Nil mit
Denkmälern fchmückte, verlieh unferem Tempel einen befonderen Schmuck durch die Aufteilung
von Koloffalbildfäulen feiner eigenen Perfon vor feiner Pforte.
Wir kennen das Ereignifs, welches diefe Widmung veranlafst hat. Als Sefoftris, fo ward
den Griechen erzählt, von einem feiner Kriegszüge heimkehrte, empfing ihn der untreue Statt-
halter, den er am Nil zurückgelaffcn, in der Grenzftadt Pelufium mit einem köftlichen Gaftmahle,
MEMPHIS. DIE PYRAMIDEN.
Bett lenken. Die Dammwerke des Menes im Süden der Stadt wurden noch, als er Aegypten
bereiste (454 v. Chr.), von den perlifchen Statthaltern forgfdltig bewacht und jährlich ausgebeffert.
Spuren von ihnen blieben bis heute erhalten. Nachdem der Baugrund gefertigt und für die
Regelung der Nilfchwelle Sorge getragen worden war, errichtete Menes dem Gotte Ptah ein
Heiligthum, welches während der langen Jahrhunderte des Beftehens der Stadt ihr Mittelpunkt
blieb und bis in die römifche Kaiferzeit von allen Pharaonen erweitert und bereichert wurde.
An der Spitze der ägyptifchen Götter als ihr erfter und ältefter ficht
der uralte ehrwürdige Ptah von Memphis. Er wird der Weltenfchöpfer
genannt, von dem die Keime und zugleich die Gefetze und Bedingungen
alles Werdens ausgingen. Er, der «uranfängliche», ift auch unter den
Lichtgöttern der frühefte und wird der Schöpfer des Ei's genannt, aus
dem, nachdem er es zerfehlagcn, Sonne und
Mond hervortraten. «Ptah» bedeutet der Er-
öffner, und Ptah Sokar Ofiris, der die Nekropole
von Memphis bcherrfcht und deffen Name lieh
in dem des Ortes Sakkäfa erhalten hat, verleiht
der untergegangenen Sonne und dem verftorbe-
I
gott ptah von memphis.
forglich gepflegt ward.
nen Menfchen die Bedingungen zu ihrem neuen
Aufeans; und zur Auferftchung zum ewigen
Leben jenfeits des Grabes. Der Apis war das apisstier.
heilige Thier des Ptah, in deffen Tempel er
Hinter einem Vorhange von koftbarem Stoff ruhte er auf weichem Lager,
wurde mit einem Brei aus Semmelmehl und Weizengraupen, mit Milch und füfsem Honiggebäck
genährt und ein Harem von Kühen ihm in einem befonderen Bauwerk gehalten. Auch feine Mutter
genofs Verehrung, ward reichlich verforgt und ftand in ihrem eigenen Stalle. Grofs war die Zahl
feiner Diener und gröfser noch die feiner Befucher, denn man fchrieb ihm die Fähigkeit zu, in
die Zukunft zu fchauen. Freilich konnte er die an ihn gerichteten Fragen nur mit «ja» und «nein»
beantworten. Nahm er das Futter eines Befuchers an, fo war der Orakelfpruch günftig; ver-
fchmähte er es, fo ftand es fchlecht um die ihm zur Entfcheidung anheimgeftellte Sache. Dem
Aftronomen Eudoxus von Knidus bedeutete es Tod, als der Stier, ftatt aus ieiner Hand zu freffen,
fein Kleid beleckte, und Germanicus ftarb bald, nachdem das Apisorakel ungünftig für ihn aus-
gefallen war. Neben dem Apis wurde hier eine heilige Schlange verehrt, auf dem See, der bei keinem
ägyptifchen Tempel fehlte, fchwammen köftliche, dem Gotte geweihte Barken, und an feinem Ufer
grünte ein heiliger Hain. Die Pharaonen alle, die ihren Leib in Pyramiden beftatten liefsen, dienten
dem Ptah in diefem Heiligthume, deffen Oberhaupt, der «Sam», den höchften Rang in der ganzen
ägyptifchen Priefterfchaft bekleidete. Häufig übertrugen die Könige ihren eigenen Söhnen diefe
Würde, welche die Hykfoszeit überdauerte und in den Tagen des höchften Glanzes des Pharaoncn-
haufes von Chamus, dem vor feinem Vater verftorbenen Erben des grofsen Ramfes, bekleidet ward.
Diefer mächtige Fürft, den die Griechen Sefoftris nannten und der fall jede Stadt am Nil mit
Denkmälern fchmückte, verlieh unferem Tempel einen befonderen Schmuck durch die Aufteilung
von Koloffalbildfäulen feiner eigenen Perfon vor feiner Pforte.
Wir kennen das Ereignifs, welches diefe Widmung veranlafst hat. Als Sefoftris, fo ward
den Griechen erzählt, von einem feiner Kriegszüge heimkehrte, empfing ihn der untreue Statt-
halter, den er am Nil zurückgelaffcn, in der Grenzftadt Pelufium mit einem köftlichen Gaftmahle,