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KAIRO.

Noth und Elend liefsen fich am Reichthum fpendenden Nile nieder, und diefer Zuftand belTertc
fich nicht, als die Führerfchaft des Landes aus den Händen der Beamten des immer machtlofer
werdenden türkifchen Sultans in die der vierundzwanzig Oberften der Truppen oder Beis und
ihrer Mamluken überging, welche auch in den Provinzen mit Willkür herrfchten und dem aus
Konftantinopel gefandten Pafcha keine andere Befugnifs einräumten, als den Jahrestribut von ihnen
in Empfang zu nehmen. — Diefe neuen Machthaber ftellten aus ihrer Mitte einen Führer, den
Schech el-beled oder Landesherrn an ihre Spitze, und da zu jeder Zeit viele Beis auf diefe
Stellung Anfpruch erhoben, fo kam es zu unzähligen blutigen Händeln, deren Schauplatz die

Strafsen von Kairo zu fein pflegten. Endlich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts gelang es
einem tüchtigen Manne, Ali-Bei, als Schech el-beled fich der Herrfchaft über Aegypten zu
bemächtigen. Er verminderte die Janitfcharen, vermehrte feine Mamluken und wagte es, nachdem
er auch das Volk für fich gewonnen hatte, den Statthalter nach Konftantinopel heim zu fenden.
Das von der Pforte über ihn verhängte Todesurtheil verlachte er, liefs fich 1771 durch den
Scherif von Mekka zum Sultan ernennen und würde fich auch Syriens bemächtigt haben, wenn
er nicht durch fchnöden Verrath in Gefangenfchaft gerathen und getödtet worden wäre. Nach
feinem Ende kämpften Ismail-, Muräd- und Ibrahim-Bei um die Herrfchaft; aber obgleich die Pforte
 
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