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den Letzteren begünftigte, fo wufsten fich doch bald die beiden Erfteren des Nilthals und feiner
Hauptftadt zu bemächtigen und lieh fpäter bei der Vertheidigung Aegyptens gegen die franzöfifche
Armee unter Bonaparte einen grofsen Namen zu erwerben. Keine erwähnenswerthe Schöpfung
verdankt Kairo jener Zeit, und wenn der alte Glanz der Chalifenftadt in ihr verblafst, wenn Alles,
was grois und fchön war in der berühmten am Nil erwachfenen Pflanzftätte einer eigenartigen
und hohen Kultur, in ihr dem Verfall und der Verderbnifs anheimgefallen ift, fo trägt in erfter
Reihe der Türke und die Mifsregierung feiner Statthalter die Schuld. Diefe Letzteren find die
Todtengräber der alten Herrlichkeit gewefen, und von der Erinnerung an fie läfst fich nur fchwer
die Frage trennen: «Wie kommt es, dafs in Kairo fo Vieles in Trümmern liegt, dafs felbft die
edelften Bauten aus der Chalifenzeit auch heute noch, wo fo Vieles für die Verfchönerung der
Refidenz des Chediw gefchieht, ihrem gänzlichen Verfall entgegengehen, dafs fich aufserhalb der

Mauern der Stadt Trümmer an Trümmer reihen und fich vor ihren Thoren unter den Ruinen
edler Grabmonumente und heiterer Lufthäufer Geier und wilde Hunde ungeftört an dem eklen
Aafe gefallener Thierc mäßen ?»

Gewifs find es zunächft politifche Gründe, denen wir diefen Verfall zuzufchreiben haben,
denn bevor die Eroberung des Nilthals durch die Franzofen und Mohammed Ali's Regierung eine
neue beffere Zeit für Aegypten in's Leben riefen, waren, wie wir gefehen haben, die Leiter des
Staates durch drei Jahrhunderte ftets zu erbeuten, niemals aber das Alte zu erhalten und Neues
zu fchaffen beftrebt gewefen; doch trifft diefe Erklärung des Verfalls der Monumente nicht auch
für die neuere beffere Zeit zu, und Ignaz Goldziher, einer der beften Kenner des Morgenlandes
von heute, mit dem wir diefe Frage in ernfte Erwägung gezogen, legt in einer uns zur Verfügung
flehenden noch unveröffentlichten Denkfchrift überzeugend dar, dafs auch der Volkscharakter der
 
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