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OBERAEGYPTEN.

Menfchen umftrickt, dem es vergönnt ift, üch auf feiner vollen, ungctheilten Flut nach Süden
tragen zu laffen, empfinden und preifcn wir erft jetzt, da das Geräufch der Weltftadt weit hinter
uns liegt, tiefes Schweigen uns rings umfängt und wir an faftgrünen Feldern und altersgrauen
Denkmälern, vom Winde bewegten Palmenhainen und ftarrcn, nackten Felfen, reich belebten
Dörfern und Städten und leeren, uralten Grüften, grauen Fabrikfchornfteinen und bunt bemalten
Tempeln vorübergleiten. Bald treten die Uferberge fo nahe an den Flufs heran, dafs feine Wogen
ihren Fufs befpülen, bald weichen üe weiter, aber niemals mehr als einige Meilen zurück. Ueberall,
wo er ein ebenes Landftück, und wäre es auch noch fo klein, berührt, beftellt der Landmann

allen So

KAIRO VOM LINKEN NILUFER GESEHEN.

fruchtbare Felder und erheben fich Dörfer. Die Aecker, die Weiler, die Felfenbildungen, die Infein
im Strom, die Formen der Palmen und Sykomoren, die Schiffe und Segel, die Dämme und Geräthe
zum Schöpfen des Waffers, fo viel ihrer find, fehen einander zum Verwechfeln gleich, und dennoch
ermüdet unfere Aufmerkfamkeit niemals, denn mannigfaltig und glänzend wie auf keinem andern
Gebiete der Erde find die Lichter und Farben, die diefes Thal und diefe Berge bekleiden im Duft der
Morgenfrühe, im Goldglanze des glühenden Mittags, in den Abendftunden, wenn das untergehende
Tagesgeftirn den Himmel in einen purpurnen Baldachin verwandelt, und den frifchen Nächten, in
denen der Hefperus wie ein kleiner Mond, der Mond wie eine Sonne mit kühlem Silberlicht und
die Planeten und Fixfterne wundervoll hell am reinen, tiefblauen Himmel glänzen. Verfchiedenartig

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