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BIS THEBEN.
Männer beitimmte Abtheilung des ehrwürdigen Raumes treten. Die Frauen werden durch Gitter-
werk, das dem an den Mafchrebijefenftern gleicht, von dem andern Gefchlechte gefondert, und
eine mit Teppichen und Bildern verzierte Wand, an der fchlechte, aber alte Bilder der Mutter
Gottes und des Drachentödtcrs Georg hängen, verfchliefst das Hekel oder Allerheiligfte, in dem
der Altar ficht. — Die meiften der uns umgebenden Andächtigen haben ernfte, gut und weniger
fcharf als die Araber gefchnittene, leicht gebräunte Gelichter und find dunkel gekleidet. An ihren
Turbanen fleht man feiten eine andere Farbe wie blau oder fchwarz. Würden wir zum erften
Male eine Kcnife betreten, fo könnten wir über die grofsc Zahl der Geh auf Krücken ftützenden
Andächtigen erfchrecken, aber wir wiffen, dafs die Kopten, welche bei ihrem oft unendlich lange
währenden Gottesdienft flehen muffen, Geh
diefer Stützen bedienen, um Geh vor allzu
fehwerer Ermüdung zu wahren. Unfer
Führer küfst, wie jeder neu Eintretende,
dem Priefter die,Hand, beugt vor den
Heiligenbildern das Knie und bleibt neben
uns unter feinen Glaubensgenoffen ftehen,
die auf die von keinem Anweiendcn und
fogar nur in äufserft feltenen Fällen von
den Geiftlichen verftandenen koptifchen
Gefänge, welche von einigen Klerikern
und Schulkindern ausgeführt werden, lo
wenig achten, dafs iie Geh eifrig über
höchft weltliche Dinge mit einander un-
terhalten. Auch in der Abtheilung der
Frauen, unter denen Geh manche be-
merkenswerthe Schönheit befindet, wird
fo laut geplaudert und gezankt, dafs man
einzelne Stimmen und Worte zu untcr-
fcheiden vermag, und als fich auch Kinder-
gefchrei hören läfst, der Priefter fich ge-
zwungen ficht, unter fic zu ftürzen und
Ruhe zu gebieten.
Wir beginnen fchon unfern Nachbar um
feine Krücke zu beneiden, denn obgleich
das widrige Gemifch von Gefchwätz, Gefang und Geklingel von heileren Schellen, das die Kopten
«Gottesdienft» nennen, bereits zwei Stunden vor unferem Eintritt eröffnet worden ift, fo haben
wir doch eine volle Stunde geftanden, ehe die Haupthandlung beginnt. Der oberfte Priefter, ein
gut ausfeilender alter Mann, tritt aus dem Hekel hervor und geht, ein Weihrauchfafs fchwingend,
unter den Gläubigen umher, indem er den ihm nahe Stehenden und auch uns die Hand auf das
Haupt legt. Nur bei Denen, die diefer Gunft theilhaftig wurden, Iahen wir wahrhaft andächtige
Gefichter. Was gibt es auch Ehrwürdigeres als eines Greifes Segen! — Aber noch verläfst kein
Kopte die Kirche, denn das heilige Abendmahl wird vertheilt, und zwar in einer Weife, an die
wir nur ungern gedenken. Statt der Hoftie werden kleine, mit dem koptifchen Kreuz <%• geftempelte
Brode verzehrt und der Priefter geniefst, nachdem er fich die Hände gewafchen hat, Wein
INNERES EINER KOPTISCHEN KIRCHE.
Wer Freui
a Bild ;
Mahle, s
'Weint
mNili
Tafelnde
Alexand
BIS THEBEN.
Männer beitimmte Abtheilung des ehrwürdigen Raumes treten. Die Frauen werden durch Gitter-
werk, das dem an den Mafchrebijefenftern gleicht, von dem andern Gefchlechte gefondert, und
eine mit Teppichen und Bildern verzierte Wand, an der fchlechte, aber alte Bilder der Mutter
Gottes und des Drachentödtcrs Georg hängen, verfchliefst das Hekel oder Allerheiligfte, in dem
der Altar ficht. — Die meiften der uns umgebenden Andächtigen haben ernfte, gut und weniger
fcharf als die Araber gefchnittene, leicht gebräunte Gelichter und find dunkel gekleidet. An ihren
Turbanen fleht man feiten eine andere Farbe wie blau oder fchwarz. Würden wir zum erften
Male eine Kcnife betreten, fo könnten wir über die grofsc Zahl der Geh auf Krücken ftützenden
Andächtigen erfchrecken, aber wir wiffen, dafs die Kopten, welche bei ihrem oft unendlich lange
währenden Gottesdienft flehen muffen, Geh
diefer Stützen bedienen, um Geh vor allzu
fehwerer Ermüdung zu wahren. Unfer
Führer küfst, wie jeder neu Eintretende,
dem Priefter die,Hand, beugt vor den
Heiligenbildern das Knie und bleibt neben
uns unter feinen Glaubensgenoffen ftehen,
die auf die von keinem Anweiendcn und
fogar nur in äufserft feltenen Fällen von
den Geiftlichen verftandenen koptifchen
Gefänge, welche von einigen Klerikern
und Schulkindern ausgeführt werden, lo
wenig achten, dafs iie Geh eifrig über
höchft weltliche Dinge mit einander un-
terhalten. Auch in der Abtheilung der
Frauen, unter denen Geh manche be-
merkenswerthe Schönheit befindet, wird
fo laut geplaudert und gezankt, dafs man
einzelne Stimmen und Worte zu untcr-
fcheiden vermag, und als fich auch Kinder-
gefchrei hören läfst, der Priefter fich ge-
zwungen ficht, unter fic zu ftürzen und
Ruhe zu gebieten.
Wir beginnen fchon unfern Nachbar um
feine Krücke zu beneiden, denn obgleich
das widrige Gemifch von Gefchwätz, Gefang und Geklingel von heileren Schellen, das die Kopten
«Gottesdienft» nennen, bereits zwei Stunden vor unferem Eintritt eröffnet worden ift, fo haben
wir doch eine volle Stunde geftanden, ehe die Haupthandlung beginnt. Der oberfte Priefter, ein
gut ausfeilender alter Mann, tritt aus dem Hekel hervor und geht, ein Weihrauchfafs fchwingend,
unter den Gläubigen umher, indem er den ihm nahe Stehenden und auch uns die Hand auf das
Haupt legt. Nur bei Denen, die diefer Gunft theilhaftig wurden, Iahen wir wahrhaft andächtige
Gefichter. Was gibt es auch Ehrwürdigeres als eines Greifes Segen! — Aber noch verläfst kein
Kopte die Kirche, denn das heilige Abendmahl wird vertheilt, und zwar in einer Weife, an die
wir nur ungern gedenken. Statt der Hoftie werden kleine, mit dem koptifchen Kreuz <%• geftempelte
Brode verzehrt und der Priefter geniefst, nachdem er fich die Hände gewafchen hat, Wein
INNERES EINER KOPTISCHEN KIRCHE.
Wer Freui
a Bild ;
Mahle, s
'Weint
mNili
Tafelnde
Alexand