BIS THEBEN.
23;
(liefern Denkmal für die Herftellungcn der langen Regentenreihe, die über das Nilthal geherrfcht
hat, beigelegt werden mufs, ift von vornherein einleuchtend; aber es wurde erft recht nutzbar
durch die bis auf uns gekommene Pharaonenlifte, welche der aus Sebennytus (heute Semmenüd)
gebürtige, des Griechifchen und Aegyptifchen gleich kundige priefterliche Gelehrte Manethon für
Ptolemäus II. Philadelphus, der die Vorgcfchichte des von ihm, dem Sohne eines macedonifchen
Vaters, beherrfchten Landes kennen zu lernen wünfehte, verfafst hat. Bis auf wenige Bruchftücke
ift die ausgeführte Gefchichtserzählung des Manethon verloren gegangen, feine Regentenliften
blieben aber durch chriftliche Vcrfaffer von Zeittafeln erhalten und konnten nun mit Hülfe der
Königsreihe von Abydos hier fichergeftellt und dort ergänzt werden.
Ueber den Namen Memnonium, welchen die Griechen auch dem Ofiristempel von Abydos
beilegten, werden wir in Theben zu reden haben.
Auf dem Rückwege zu unferer Dahabijc begegnen wir einer grofsen Karawane aus den
Oafen der libyfchen Wüfte, die frifche Datteln (allein in der grofsen Oafe el-Charge gibt es
65,000 fruchttragende Dattelpalmen), Natron und grofse aus einem Stück gedrechfelte Schüffeln,
die unter den Fellachen und Schiffern befonders beliebt find und aus Dar-Fur flammen, nach
Aegypten bringen.
Nachdem der Sitz des Mudir von Girge nach Sohag, wofelbft auch grofse Kamelmärkte
abgehalten werden, verlegt worden ift, wählen die meiften Karawanen, welche die Oaie el-Charge
zu befuchen wünfehen, den letzteren Ort zum Ausgangspunkt ihrer Rciie.
Noch vor Kurzem war nur wenig und Ungenügendes über die Oafen bekannt, die fich
wie ein von grofsen Wüftenftrichen durchbrochenes Spiegelbild der Fruchtbarkeit Aegyptens
parallel dem Laufe des Nils, wenn auch durch einen fünf Tagereifen breiten Einödeftreifen von
ihm getrennt, von Norden nach Süden hinziehen. In jüngfter Zeit haben uns G. Rohlfs und die
Mitglieder ieiner Expedition in die libyfehe Wüfte mit ihnen und dem fie rings umgebenden
Sandmccre, feiner anorganifchen Bildung und den es belebenden Pflanzen und Thicren, von der
Hyäne und Gazelle bis zu den nur noch in Verfteinerungen erhaltenen Seethieren, bekannt
gemacht. Die auf den Oafen felbft erhaltenen Denkmäler, von denen lieh nunmehr Nachbildungen
in jedes Forfchers Hand befinden, gaben Kunde von der älteften Gefchichte diefer Wüftencilande.
Die Alterthümer cl-Chargc's wurden auf einer fpätern Reife durch H. Brugfch gcfammelt und
fchön verwerthet, und diefes Gelehrten fowie J. Dümichen's Forfchungen bereicherten die alte
Geographie mit dem Namen, welcher jeder einzelnen von diefen Oaien in der Pharaonenzeit
zukam. «Vit» hielsen fie alle in alter Zeit, und diefs bedeutet, wohl wegen der lie rings
umgebenden Wüfte> die Eingehüllten. Später nannte man fie ,uach' oder Anpflanzungen, und
daraus wurde das koptifchc ,uah' oder ,uahe', Wohnung oder Niederlaffung, woraus das griechifche
,Oafis' entftand. Früh fchon bemächtigten fleh die Könige Aegyptens der Wüfteninfeln und liefsen
fie von ihren Beamten verwalten. Thutmes IL, einer der erften Fürften der achtzehnten Herrfcher-
reihe, die das Nilthal von den Hykfos befreite, errichtete hier bereits den ägyptifchen Göttern
einen Tempel; die grofsartigften der auf den Oafen erhaltenen Denkmäler flammen aber aus der
Zeit des Perferkönigs Darius I. Die beiden anderen «Grofskönige» dicles Namens erneuerten die
von dem Sohn des Hyftaspes gegründeten Götterwohnungen, und bis zur Zeit des Trajan trug
man Sorge für ihre Erhaltung. Wie die Römer und Byzantiner, die auch Ketzer und unter ihnen
den Bifchof Neftorius nach Ilibe, d. i. el-Charge, lchickten, fo verbannten fchon die Pharaonen
politifch verdächtige Männer in die Oafen, und chriftliche Gräber und kirchliche Bauten beweifen,
dafs die Bürger der Wüfteninfeln, deren Kultur Olympiodor rühmend' hervorhebt, vor dem Ein-
Ebers, Aegypten. II. "O
23;
(liefern Denkmal für die Herftellungcn der langen Regentenreihe, die über das Nilthal geherrfcht
hat, beigelegt werden mufs, ift von vornherein einleuchtend; aber es wurde erft recht nutzbar
durch die bis auf uns gekommene Pharaonenlifte, welche der aus Sebennytus (heute Semmenüd)
gebürtige, des Griechifchen und Aegyptifchen gleich kundige priefterliche Gelehrte Manethon für
Ptolemäus II. Philadelphus, der die Vorgcfchichte des von ihm, dem Sohne eines macedonifchen
Vaters, beherrfchten Landes kennen zu lernen wünfehte, verfafst hat. Bis auf wenige Bruchftücke
ift die ausgeführte Gefchichtserzählung des Manethon verloren gegangen, feine Regentenliften
blieben aber durch chriftliche Vcrfaffer von Zeittafeln erhalten und konnten nun mit Hülfe der
Königsreihe von Abydos hier fichergeftellt und dort ergänzt werden.
Ueber den Namen Memnonium, welchen die Griechen auch dem Ofiristempel von Abydos
beilegten, werden wir in Theben zu reden haben.
Auf dem Rückwege zu unferer Dahabijc begegnen wir einer grofsen Karawane aus den
Oafen der libyfchen Wüfte, die frifche Datteln (allein in der grofsen Oafe el-Charge gibt es
65,000 fruchttragende Dattelpalmen), Natron und grofse aus einem Stück gedrechfelte Schüffeln,
die unter den Fellachen und Schiffern befonders beliebt find und aus Dar-Fur flammen, nach
Aegypten bringen.
Nachdem der Sitz des Mudir von Girge nach Sohag, wofelbft auch grofse Kamelmärkte
abgehalten werden, verlegt worden ift, wählen die meiften Karawanen, welche die Oaie el-Charge
zu befuchen wünfehen, den letzteren Ort zum Ausgangspunkt ihrer Rciie.
Noch vor Kurzem war nur wenig und Ungenügendes über die Oafen bekannt, die fich
wie ein von grofsen Wüftenftrichen durchbrochenes Spiegelbild der Fruchtbarkeit Aegyptens
parallel dem Laufe des Nils, wenn auch durch einen fünf Tagereifen breiten Einödeftreifen von
ihm getrennt, von Norden nach Süden hinziehen. In jüngfter Zeit haben uns G. Rohlfs und die
Mitglieder ieiner Expedition in die libyfehe Wüfte mit ihnen und dem fie rings umgebenden
Sandmccre, feiner anorganifchen Bildung und den es belebenden Pflanzen und Thicren, von der
Hyäne und Gazelle bis zu den nur noch in Verfteinerungen erhaltenen Seethieren, bekannt
gemacht. Die auf den Oafen felbft erhaltenen Denkmäler, von denen lieh nunmehr Nachbildungen
in jedes Forfchers Hand befinden, gaben Kunde von der älteften Gefchichte diefer Wüftencilande.
Die Alterthümer cl-Chargc's wurden auf einer fpätern Reife durch H. Brugfch gcfammelt und
fchön verwerthet, und diefes Gelehrten fowie J. Dümichen's Forfchungen bereicherten die alte
Geographie mit dem Namen, welcher jeder einzelnen von diefen Oaien in der Pharaonenzeit
zukam. «Vit» hielsen fie alle in alter Zeit, und diefs bedeutet, wohl wegen der lie rings
umgebenden Wüfte> die Eingehüllten. Später nannte man fie ,uach' oder Anpflanzungen, und
daraus wurde das koptifchc ,uah' oder ,uahe', Wohnung oder Niederlaffung, woraus das griechifche
,Oafis' entftand. Früh fchon bemächtigten fleh die Könige Aegyptens der Wüfteninfeln und liefsen
fie von ihren Beamten verwalten. Thutmes IL, einer der erften Fürften der achtzehnten Herrfcher-
reihe, die das Nilthal von den Hykfos befreite, errichtete hier bereits den ägyptifchen Göttern
einen Tempel; die grofsartigften der auf den Oafen erhaltenen Denkmäler flammen aber aus der
Zeit des Perferkönigs Darius I. Die beiden anderen «Grofskönige» dicles Namens erneuerten die
von dem Sohn des Hyftaspes gegründeten Götterwohnungen, und bis zur Zeit des Trajan trug
man Sorge für ihre Erhaltung. Wie die Römer und Byzantiner, die auch Ketzer und unter ihnen
den Bifchof Neftorius nach Ilibe, d. i. el-Charge, lchickten, fo verbannten fchon die Pharaonen
politifch verdächtige Männer in die Oafen, und chriftliche Gräber und kirchliche Bauten beweifen,
dafs die Bürger der Wüfteninfeln, deren Kultur Olympiodor rühmend' hervorhebt, vor dem Ein-
Ebers, Aegypten. II. "O