Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


Blumen-

:nen gleich

BIS THEBEN.

257

aeleg^"

Gemächern hiefs das Laboratorium und diente zur Bereitung von Rauchwerk und EfTenzen für
den Kult der Göttin. Alles, was hier von den priefterlichen Chemikern hcrgeftellt ward, würden
wir nachzubilden vermögen, denn die alten Rezepte, nach denen fie arbeiteten, blieben erhalten,
und zwar als in den Stein gemeifselte Infchriften, welche die Wände des Laboratoriums bedecken.
In einem befonderen Gemache wurde das für den Tcmpeldicnft benutzte Wcihwaffer bewahrt,
in einem anderen köftliche Vafen, in einem dritten das heilige Siftrum der Hathor; ein viertes ift
die Werkftätte gewefen, in welcher das Geräth der Priefter hergeftellt oder ausgebeffert wurde,
und aulserdem waren viele Zimmer wie die Seitenkapellen in katholifchen Kirchen gewiffen
Heiligen, beftimmten Gottheiten und ihrem Dienfte geweiht. Unter den letztgenannten Räumen
befindet Geh das Thronzimmer des Ra und aufscr den Gemächern von anderen Göttern das
Geburtszimmer der Gattin des Ofiris, in dem man den hohen Fefttag vorbereitete und einleitete,
an dem Ifis «zur Freude der Götter und Göttinnen» das Licht der Welt erblickt haben follte.
An dem vierten der das ägyptifche Jahr befchliefscnden fünf Schalttage ward diefes höchfte von
allen Feften unferes Tempels begangen und mit demfelben das neue Jahr in einer frohen
Sylvcfterfeier, wenn der Ausdruck erlaubt ift, gewiffermafsen eingeleitet. Dabei fehlte es nicht
an Prozcffionen, über deren Weg wir ebenfogut unterrichtet find, wie über
die anderen im Heiligthum der Hathor begangenen Feiertage, die fich in einem
befonderen Feftkalcnder zufammengeftellt finden. Da gab es ein Neujahrsfeft
an den beiden erften Tagen des erften Monats (Thot), ein Feft des Horus,
des Vereinigers beider Welten, mit dem eine Todtcnfeier verknüpft war, ein
grofses Ofirisfeft, welches am Abend begann, das auf dem heiligen See zu
begehen war und an die nächtliche Ofirisfeier zu Sa'is erinnert, von der Hcrodot
berichtet. Andere Prozcffionen an anderen Feften hatten als Endziel das
Geburtshaus, welches wir kennen, die Stadt Dcndera und ihren füdlichen
Theil, und endlich die Stadt des Horus (Apollinopolis-Edfu), wohin Hathor
alljährlich auf einem Feftfchiffe zu ihrem Gatten geführt wurde. Mehrfach
nahmen die Priefter mit ihren Götterbildern, heiligen Barken und Emblemen
ihren Weg auf das Dach. Hier befanden fich zwei Zimmergruppen mit je
drei Gemächern, die dem Ofiris geweiht waren. Die nördlicheren Kammern wurden von den
Repräfentanten der Gaue von Unterägypten aufgefucht, die füdlichen von denen der ober-
ägyptifchen Nomen, welche hierher kamen, um dem Grabe des Ofiris, für das man die vorderfte
unbedeckte Kammer unter den gen Mitternacht gelegenen Räumen ausgab, ihre Ehrfurcht zu
erweifen.

Wir erinnern daran, dafs der Gott zerftückclt worden war; und jeder Gau, allb auch
der von Dendera, glaubte fich im Befitz eines feiner auf feinem Gebiet beftatteten Glieder zu
befinden. In koftbaren Gefäfsen fcheinen diefe unfehätzbaren Reliquien von einem Ofirisgrabe
zum andern und alfo auch hierher geführt worden zu fein. An der Decke eines der Südgemächer
ward der berühmte und zuerft hoch überfchätzte Thierkreis von Dendera gefunden, der gegen-
wärtig zu Paris aufbewahrt wird. Ein kleiner, luftiger Pavillon auf dem Dach unferes Tempels,
der wie fein fchönerer Zwillingsbruder auf der Infel Philac nach einem griechifchen Mufter zu
einem ägyptifchen Bauwerk umgebildet worden zu fein fcheint, diente zum Schauplatz von feier-
lichen Handlungen bei dem groisen der Hathor gefeierten Neujahrsfefte. — Es gibt ja nichts rein
Hellenifches in diefem Tempel, und dennoch finden wir in ihm fo mafsvoll gewählte Verhältniffe
und eine fo harmonifche Durchbildung des Geiammtbaues, dafs wir überall den Einflufs durchfühlen,

Ebers, Aegypten. II. 6 5

SISTRUM.
 
Annotationen