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THEBEN.
nicht nur Sieg über die Volker des Sudan, fondern auch über die den Hykfos ftammverwandten
femitifchen Bewohner des weltlichen Auen, gegen die es ihn «fein Herz zu wafchen», d. h. feine
Rache zu kühlen gelüftete, verliehen hatte. Bis nach Mefopotamien führte er fein Heer, und
diefes beftand nicht mehr wie im alten Reiche allein aus Fufsgängern, fondern auch aus einer
grofsen Zahl von Kriegern, die auf zweifpännigen Streitwagen in den Kampf zogen. Mit feinem
femitifchen Namen Jus war durch die Hykfos das Rofs in Aegvpten eingeführt worden, es gedieh
dort aufs Befte und die priefterlichen Künftler lernten es bald, feine fchöne Geftalt nicht nur in
der Ruhe, fondern auch in der hef-
tigen Bewegung des kriegerifchen
Anfturms darzuftellen. Auch der
Wagenbau ift in Afien zu Haufe,
aber die fyrifchen und phönizifchen
Stellmacher und Schmiede, welche
die auf zwei Rädern ruhenden Fahr-
zeuge nicht nur herzuftellen, fon-
dern reich mit edlen Metallen und
koftbaren Steinen zu verzieren ver-
banden , fanden bald unter den
Acgyptern ihren Lehrern ebenbür-
tige oder überlegene Schüler.
Thutmes I. hinterliefs drei Kin-
der, eine Tochter Hataju *) und zwei
Söhne, von denen der jüngere bei
feinem Tode ein Knabe war. Der
ältere beftieg unter dem Namen
Thutmes II. den Thron; aber ob-
gleich auch er fich rühmt, Siege
erfochten zu haben,
obgleich auch er Bau-
ten und Statuen zu
Karnak errichten liefs
und ihn ein zu Paris
konfervirter, fchönge-
fchnittencr Siegelftein
als Bogcnfchützen auf
dem Kriegswagen und
als Löwenbezwinger zeigt, dem der Ehrenname des Tapferen (hnt) zuerkannt wird, fo lehren
doch die Denkmäler, dafs er fich dem Einfiufs des kräftigen und unternehmenden Geiftes feiner
Schwefter nicht zu entziehen vermochte und ihr geftatten mufste, feinen Thron zu theilen;
widerwillig, wie es fcheint, da nach feinem Tode Hataiu feinen Namen aus vielen der von ihm
errichteten Denkmäler ausmeifseln liefs. Während fie lelbft als Königin, ja als König von Ober-
und Unterägypten anerkannt wurde, hielt fie ihren jüngeren Bruder, den fpäteren Thutmes III.,
sicher,
DIE OBELISKEN
ÄLTESTEN THEILE VON
SIEGEL
THUTMES II.
*) Diefer Name kann auch wegen eines verfchiedener Deutung fälligen Sylbenzeichens Hatfchepu gelefen werden.
THEBEN.
nicht nur Sieg über die Volker des Sudan, fondern auch über die den Hykfos ftammverwandten
femitifchen Bewohner des weltlichen Auen, gegen die es ihn «fein Herz zu wafchen», d. h. feine
Rache zu kühlen gelüftete, verliehen hatte. Bis nach Mefopotamien führte er fein Heer, und
diefes beftand nicht mehr wie im alten Reiche allein aus Fufsgängern, fondern auch aus einer
grofsen Zahl von Kriegern, die auf zweifpännigen Streitwagen in den Kampf zogen. Mit feinem
femitifchen Namen Jus war durch die Hykfos das Rofs in Aegvpten eingeführt worden, es gedieh
dort aufs Befte und die priefterlichen Künftler lernten es bald, feine fchöne Geftalt nicht nur in
der Ruhe, fondern auch in der hef-
tigen Bewegung des kriegerifchen
Anfturms darzuftellen. Auch der
Wagenbau ift in Afien zu Haufe,
aber die fyrifchen und phönizifchen
Stellmacher und Schmiede, welche
die auf zwei Rädern ruhenden Fahr-
zeuge nicht nur herzuftellen, fon-
dern reich mit edlen Metallen und
koftbaren Steinen zu verzieren ver-
banden , fanden bald unter den
Acgyptern ihren Lehrern ebenbür-
tige oder überlegene Schüler.
Thutmes I. hinterliefs drei Kin-
der, eine Tochter Hataju *) und zwei
Söhne, von denen der jüngere bei
feinem Tode ein Knabe war. Der
ältere beftieg unter dem Namen
Thutmes II. den Thron; aber ob-
gleich auch er fich rühmt, Siege
erfochten zu haben,
obgleich auch er Bau-
ten und Statuen zu
Karnak errichten liefs
und ihn ein zu Paris
konfervirter, fchönge-
fchnittencr Siegelftein
als Bogcnfchützen auf
dem Kriegswagen und
als Löwenbezwinger zeigt, dem der Ehrenname des Tapferen (hnt) zuerkannt wird, fo lehren
doch die Denkmäler, dafs er fich dem Einfiufs des kräftigen und unternehmenden Geiftes feiner
Schwefter nicht zu entziehen vermochte und ihr geftatten mufste, feinen Thron zu theilen;
widerwillig, wie es fcheint, da nach feinem Tode Hataiu feinen Namen aus vielen der von ihm
errichteten Denkmäler ausmeifseln liefs. Während fie lelbft als Königin, ja als König von Ober-
und Unterägypten anerkannt wurde, hielt fie ihren jüngeren Bruder, den fpäteren Thutmes III.,
sicher,
DIE OBELISKEN
ÄLTESTEN THEILE VON
SIEGEL
THUTMES II.
*) Diefer Name kann auch wegen eines verfchiedener Deutung fälligen Sylbenzeichens Hatfchepu gelefen werden.