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THEBJiN.

ihm zu überfchaucn. — Als hier noch dem Amon Loblieder gelungen und duftende Harze für ihn
verbrannt wurden, war, wie zu Dendera, fo auch in Theben, der Eintritt in den Hypoftyl nur
den Geweihten geftattet, und wie dort, fo wählte man auch hier die Aufsenwände, um an ihnen
Darftellungen gefchichtlichen Inhalts anzubringen. An der nach Norden hin gelegenen (IV a—V)
haben fich fechs auf Seti's Siege im Offen bezügliche Gemälde mit Infchriften erhalten, welche
uns zeigen und lehren, wie der Pharao auf feinem zweifpännigen Wagen die befeftigte Grenze
Aegyptens (Chetcm-Etham) überfchreitend, die räuberifehen Stämme der Schafu niederwarf, wie
er durch Paläftina nach Syrien vordrang, fefte Städte einnahm, neue Zwingburgen auf dem feind-
lichen Gebiete erbaute, die Hirten des Landes mit ihren Heerden vor fich hintrieb, Kadefch, die
Hauptftadt und Feftung der Cheta, einnahm, am Libanon Cedern für fein holzarmes Land fällen
liefs und mit Beute und Feindesköpfen beladen nach Aegypten heimkehrte. Seinen Empfang bei
dem erften von ihm in Angriff genommenen Suezkanal haben wir unleren Leiern (Bd. II., S. 25 f.)
gezeigt. Kanaan, Syrien, Phönizien mit Tyrus, Mefopotamien, ja felbft die Infel Cypcrn hatte
er von Neuem unterworfen, mit dem Chetafürften Mautanar einen Vertrag gefchloffen und io viele
Schätze erbeutet, dafs er feiner Bauluft nach Gefallen nachzugeben vermochte. — Wie zu Abydos,
fo errichtete er, und zwar gegenüber dem von ihm herrlich erweiterten Reichsheiligthum, in der
Todtenftadt von Theben ein Ichönes Memnonium, in dem man leiner eigenen und der Manen
feines Vaters Ramfes I. gedenken füllte. Das Seti-Haus nennen die Infchriften, den Tempel von
Kunia die Pläne von Theben dielen Bau, deffen Kern gut erhalten blieb, während die meiften
von den den Prozeffionsweg bewachenden Sphinxen fammt den lie abfchliefsenden Pylonen der
Zeit zum Opfer gefallen find. Wie zu Abydos, fo eröffnet auch hier den eigentlichen Tempel
eine Vorhalle, aber diefe ward nicht von Pfeilern, fondern von zehn ausfkulptirten Knospenfäulen
(jetzt nur noch acht) getragen. Auf ihrer Hinterwand lieht man zwölf Götterpaare, von denen
acht gewifs als Perfonifikationen der Nilarme des Delta zu betrachten lind und denen mehr links
andere den oberägyptifchen Nil darfteilende Geftalten entfprechen. Von dielen Figuren heilst
es: Nun he dem Könige nahten, feien ihre Arme beladen mit crlefenen Produkten und Vorräthen,
und alle guten Dinge, die die Erde erzeugt, wären von ihnen gefammelt worden, um an den
grofsen Feiertagen des Vaters Amon die Feftfreude zu erhöhen. Diefe Worte beziehen fich auf das
grofse Feft des Thaies (heb-en-ant), bei dem die Statue des Amon am neunundzwanzigften Tage des
zweiten Ueberfehwemmungsmonats aus dem Reichsheiligthum in prunkvollem Aufzug über den
Nil in die Nekropole geführt ward, damit er dort feinen Ahnen im Jenfeits opfere. Die Priefter-
fchaft des Seti-Haufes empfing die Prozeffion mit der koftbaren Sambarke, dem heiligften unter
den im Tempel von Kurna bewahrten Geräthen, Hellte die Bildiäule des Gottes in ihre Mitte und
trug fie zuerft in das Memnonium Seti's, dann aber unter dem Vortritt von Sand ausftreuenden
Tempeldienern in der Nekropole umher. Auf dem grofsen heiligen See im äufserften Süden des
letzteren, von dem lieh noch Spuren erhalten haben, fand die Feier mit einem nächtlichen Schau-
fpiel auf dem Waffer ihr Ende. — Das Befuchen der Gräber, die Darbringung von Opfern an die
Verdorbenen und eine dankbare und frohe Erinnerung an die dahingegangenen Eltern fchrieb die
ägyptifche Religion ihren Bekennern vor, und weil ja der Sonne jeden Tages Millionen andere
Sonnen vorangegangen waren, um in der Gräberregion hinter den libyfchen Bergen gleich den
verftorbenen Menfchen zur Ruhe zu gehen, fo liefs man auch den Gott leiner Ahnen gedenken
und ihnen opfern. Die junge Sonne vergafs der untergegangenen nicht und gab durch ihre Fahrt
in die Nekropole den Menfchen das Beifpiel, fich ihrer Vorfahren fromm zu erinnern. Drei
Gruppen von Zimmern und Sälen füllten den Kern diefes Memnoniums, in dem die älteren Bilder


 
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