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könnte — so nichtig es auch seyn mag, was sie geben,
ist ein Opfer, das sie mit Unwillen darbringen.
Es liegt ein geheimer Grund des Neides in unserm
Herzen, ebne daß wir selbst wissen, was es ist; denn
die wenigsten Menschen — auch oft gebildete Leute —
Menschenfreunde und Philosophen nicht — können ohne
verborgenem Mißvergnügen die Lobsprüche hören, die man
in ihrer Gegenwart andern beylegt; ja selbst beneiden oft
Menschen das Verdienst anderer, das ein Bedürfniß ihrer
Selbst ist. Was hat ein ruhmdürstiger Fürst, der in den
Jahrbüchern der Nachwelt als ein Eroberer verewigt seyn
will, nöthiger, als tapfere Soldaten und kluge Feldherrn
bey seiner Armee, und doch ließt man von Karl V, daß
er die Bravuren seiner Soldaten und Offiziers mit Miß-
vergnügen hörte ?
Es ist ein sicherer Beweist von dem Verdienste ei-
nes Fürsten, wenn er das Verdienst anderer zu schätzen
weiß, wenn er selbst bemüht ist, es aus seiner Dunkel-
heit hervorzusuchen, es belohnet und befördert. Große
von mittelmäßigem Geiste und eben so wenig erhabenem
Herzen verschwenden ihre Gunst auch wieder nur an Leu-
te ihrer Art, und bediensten mit den wichtigsten Aemtern
des Staats unbedeutende Alltagsmenschen. Alexander
beförderte ungemein den edlen Parmenio, aber wenn
nahm je Friedrich Anstand, einem Ziethen, einem Win-
terfeld Beweise seiner Achtung uud seines Dankes zu
geben?
Keine Leidenschaft bemüht sich der Mensch sorgfältiger
Zu verbergen, als den Neid, aber gewiß läßt sich keine
weniger verschleiern als diese.
Man schwört aufLeben und Tod vom Neide frey zu
seyn, wenn Augen und Stirne mit sichtbarem Grame ver-
rathen.
könnte — so nichtig es auch seyn mag, was sie geben,
ist ein Opfer, das sie mit Unwillen darbringen.
Es liegt ein geheimer Grund des Neides in unserm
Herzen, ebne daß wir selbst wissen, was es ist; denn
die wenigsten Menschen — auch oft gebildete Leute —
Menschenfreunde und Philosophen nicht — können ohne
verborgenem Mißvergnügen die Lobsprüche hören, die man
in ihrer Gegenwart andern beylegt; ja selbst beneiden oft
Menschen das Verdienst anderer, das ein Bedürfniß ihrer
Selbst ist. Was hat ein ruhmdürstiger Fürst, der in den
Jahrbüchern der Nachwelt als ein Eroberer verewigt seyn
will, nöthiger, als tapfere Soldaten und kluge Feldherrn
bey seiner Armee, und doch ließt man von Karl V, daß
er die Bravuren seiner Soldaten und Offiziers mit Miß-
vergnügen hörte ?
Es ist ein sicherer Beweist von dem Verdienste ei-
nes Fürsten, wenn er das Verdienst anderer zu schätzen
weiß, wenn er selbst bemüht ist, es aus seiner Dunkel-
heit hervorzusuchen, es belohnet und befördert. Große
von mittelmäßigem Geiste und eben so wenig erhabenem
Herzen verschwenden ihre Gunst auch wieder nur an Leu-
te ihrer Art, und bediensten mit den wichtigsten Aemtern
des Staats unbedeutende Alltagsmenschen. Alexander
beförderte ungemein den edlen Parmenio, aber wenn
nahm je Friedrich Anstand, einem Ziethen, einem Win-
terfeld Beweise seiner Achtung uud seines Dankes zu
geben?
Keine Leidenschaft bemüht sich der Mensch sorgfältiger
Zu verbergen, als den Neid, aber gewiß läßt sich keine
weniger verschleiern als diese.
Man schwört aufLeben und Tod vom Neide frey zu
seyn, wenn Augen und Stirne mit sichtbarem Grame ver-
rathen.