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Ecker, Alexander
Der feinere Bau der Nebennieren beim Menschen und den vier Wirbelthierclassen — Braunschweig, 1846

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https://doi.org/10.11588/diglit.5033#0048
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den Schluss ziehen zu dürfen, dass sie mehr dem Blutgefaefs- als dem Nervensystem ange-
hören, dass es wahre ßlutgefaefsdrüsen sind. Es sind hier, wie in andern Blutdrüsen,
geschlossene Drüsenschläuche vorhanden, welche ein an Proteinsubstanzen sehr reiches Sekret
liefern. Ihre innige Beziehung zum Blutgefaefssystem geht überdies noch aus ihrer Lage in
den Gefaefswänden der venae renales revehentes bei Batrachiern und Cheloniern, aus dem
Vorhandenseyn eines besondern Pfortadersystems bei Ophidiern, aus der Bildung dieser Or-
gane an Gefaefsstielen bei Fischen hervor. Der grofse Nervenreichthum der Marksubstanz
dieser Organe bei manchen Säugethieren (bei andern Gassen ist nichts Aehnliches beobachtet)
spricht nicht dagegen, sondern deutet vielleicht nur auf einen bedeutenderen Einfluss des
Nervensystems auf diese Absonderung. Aus der Zeit der Entwicklung liefse sich nur beim
Menschen mit Bestimmtheit etwas folgern, da bei den Thieren sich die Nebennieren allge-
mein ganz gleichmäfsig mit dem übrigen Körper zu entwickeln scheinen. Pathologische Er-
fahrungen von irgend einer Wichtigkeit liegen bis jetzt nicht vor und auf die Pvesultate der
Exstirpation setze ich wenig Hoffnung. Man gelangt zwar beim Kaninchen, bei dem ich
dieselbe einmal versuchte, von der Lendengegend aus mit Schonung des Bauchfells ziemlich
leicht zu den Nebennieren, allein die Isolation von der Hohlvene, an welcher diese, nament-
lich rechts, eng anliegen, gelingt ohne Verletzung der erstem nur sehr schwer. Bei Hunden,
wo das Organ entfernter von der Hohlvene liegt, wird die Operation jedenfalls leichter zu
verrichten seyn, jedoch zweifle ich, wie gesagt, bis jetzt an der Brauchbarkeit der Pvesultate
einer so eingreifenden Operation, wie die Exstirpation beider Nebennieren.

Die Beschaffenheit des Sekrets verspricht, wie mir scheint, noch am meisten Aufschluss
über die räthselhafte Funktion dieser Organe und der ßlutgefaefsdrüsen überhaupt. Die mi-
croscopisch-chemische x) Untersuchung zeigt, dass dasselbe aus einem sehr eiweifsreichen Plasma,
aus andern Pr%teinverbindungen in Kernen und Zellen und aus Fett bestehe. Es sind dies
dieselben Stoffe, die wir allenthalben zur Ernährung und Bildung verwendet werden sehen
und keine Absonderung, die Zeugungssäfte etwa ausgenommen, enthält, wie mir scheint, soviel
Eiweifs als das Sekret der Blutdrüsen. Es ist schon desshalb nicht unwahrscheinlich, dass
diese Stoffe hier eine ähnliche Bestimmung haben. Man konnte sich nun denken, dass das
Sekret zur Bildung des Blutes bestimmt sey und dass sich die microscopischen Bestandtheile
des ersteren in Lymph- und Blutkörperchen umbilden. Diese Ansicht, wonach man die Blut-
drüsen als Bildungsstätten der Blutkörperchen betrachtet, wurde z. B. fuer die Milz, fuer die
Thymus (von Hewson, Bischoff) aufgestellt und hat gewifs Vieles fuer sich, allein wir
kennen bis jetzt keine Uebergänge der microscopischen Bestandtheile der Blutdrüsen in Lymph-
oder Blutkörperchen und man findet z. B. im Blute der Nebennierenvene keinerlei Drüscn-
bestandtheile. Nur Gulliver2) sah im Blute der Vena suprarenalis kleine, denen in der

') Eine vergleichende chemische Untersuchung des Arterien- und Venenblutes der Nebennieren oder andrer Blutdrüsen
ist, soviel mir bekannt, nicht unternommen und wird wohl auch schon wegen der verhältnissmal'sig geringen Menge
des Sekrets, welche in jedem Moment gebildet wird, ohne Resultat bleiben, nicht zu gedenken der weitern Schwie-
rigkeit, überhaupt zu entscheiden, ob die Zunahme eines Stoffs eine absolute, oder blos eine relative, durch Ent-
ziehung andrer Blutbestandtheilc bedingte, ist.

s) Im Anhang zu der englischen Uebersetzung von Gerber' s allgein. Anatomie. London 1842. S. 103. und Dublin
medical press. Jan. 1. 1840.
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