Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Richter, Ludwig; Eckert, Karla
Die heilige Genoveva — Der Kunstbrief, Band 36: Berlin: Mann, 1946

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72964#0011
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
auf meinem eigenen Grund und Boden, wogegen die Schön-
heit und Anmut, die blühende Phantasie und der ganze Zau-
ber der Romantik, der damals in Schnorrs Schöpfungen
waltete, gerade das Element waren, in welchem auch meine
Vorstellungen sich mit Lust bewegten". Wieviel er gerade
Schnorr verdankt, zeigen seine damals entstandenen eigenen
Gemälde, Landschaften von einer köstlichen Frische und
feinen malerischen Schönheit. In dem Kreise der deutschen
Maler erwirbt er sich viel Anerkennung mit ihnen: „Haben
Sie das Bild von Richter gesehen? Gehen Sie hin, das müssen
Sie sich anschauen!" erzählt Koch jedem Bekannten, als
Richter sein erstes Bild ausstellt.
Bis an das Ende seiner Tage hat Richter der drei in Rom
verbrachten Jahre mit Dankbarkeit gedacht. Hier erst ist
durch ein gründliches Naturstudium, durch den Einfluß be-
deutender Künstler aus dem Prospektradierer ein Land-
schaftsmaler geworden, der seinen Platz unter den Besten
wohl zu behaupten weiß. Außerdem schenkt ihm Rom das
religiöse Erlebnis, das seine Persönlichkeit und seine Kunst
prägt und fortan die feste Basis seines Lebens bildet.
„In die Heimat zurückgekehrt, erfaßte mich sehr bald
wieder die Not des Lebens. Ich hatte glücklich, aber doch
vielleicht zu früh geheiratet, wodurch der Weg erschwert
wurde." 1828 wird er an die Staatliche Zeichenschule in
Meißen berufen. Diese Stellung sichert ihm ein festes, wenn
auch bescheidenes Einkommen, und der junge Ehemann
nimmt dankbar an. Doch schaffen ihm der gesellschaftliche
Kastengeist, Mangel an geistiger Anregung und Kränklich-
keit in den folgenden Jahren viel Bitterkeit, und mit Sehn-
sucht denkt er an Italien zurück. Richter malt in dieser Zeit
fast ausschließlich italienische Landschaften, all sein Heim-
weh nach Italien malt er in diese Bilder hinein. Lange Zeit
bewahren diese Landschaften noch die ganze Frische der
römischen Zeit, ja, an Sicherheit des Aufbaus, an koloristi-
scher Schönheit sind sie ihnen noch überlegen. Aber all-
mählich erlahmt doch die Kraft der Erinnerung, werden
seine Arbeiten merklich matter und kälter. Richter war auf

7
 
Annotationen