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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0068

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44

Drittes Kapitel.

decker der chemischen Lichtwirkung auf Silbersalzen sowie ihrer
Ausnützung zu einem photographischen Prozeß ist.

Da im 17. Jahrhundert Sonnenschein und Wärme, Himmelslicht
und atmosphärische Luft als Agenzien bekanntlich nicht ausein-
andergehalten wurden, so erscheint es als ein nachträgliches Hin-
eintragen einer in Hombergs Publikation nirgends ausge-
sprochenen Idee, wenn ein Autor (Fritz) behauptet, daß „er
(Homberg) die Veränderung des Silbemitrates am Lichte bei
Gegenwart organischer Substanzen“ entdeckt habe. Wenn man die
uns heute kleinlich anmutende, damals aber allgemein übliche Be-
schreibung aller den alten Naturforschern interessant erscheinenden
Versuchseinzelheiten kennt, wenn man zum Beispiel bei Homberg
(a. a. 0.) liest, daß eine Katze unter der Glasglocke einer Luftpumpe
nach dem genau gezählten vierten Stoße des Luftpumpenkolbens im
Rezipienten krepierte usw., so muß man erwarten, daß Homberg
wenigstens gesagt haben würde, daß der silberhältige Knochen an
der dem Sonnenlichte zugewendeten Oberfläche, nicht aber an der
Schattenseite schwarz werde; dies hätte Homberg sagen müssen,
wenn er sich einer Licht- und Schattenwirkung bewußt gewesen wäre.

Homberg hat die Phänomene beim Schwarzbeizen des Ochsen-
knochens nicht richtig erkannt; er glaubte wahrscheinlich eine Wir-
kung der Sonnenwärme vor sich zu haben; demzufolge gab die
von ihm vorgenommene Demonstration der mit Silbersalz gebeizten
und gedrechselten kleinen Büchse aus Ochsenbein keinen Anstoß zur
Erkennung einer photographischen Lichtwirkung. Hätte er richtig
beobachtet, so hätte er sagen müssen, daß der silbemitrathaltige
Knochen an der dem Sonnenlicht abgewendeten Seite nicht oder
später an der Schattenseite schwarz werde.

Bei allem Interesse, das man Hombergs Experiment (Beizen
von Knochen mit Silbernitrat und Schwärzen durch Auslegen an die
Sonne) entgegenbringt, muß man sagen, daß Homberg seinerzeit
keinen bemerkenswerten Einfluß auf die Fortschritte der Photo-
chemie hatte und daß seine Mitteilung in keiner Weise die Priorität
S c h u 1 z e s beeinträchtigen kann.
 
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