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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0067

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Ansichten der Alchimisten.

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Silbemitrat. Er war 1674 durch Otto von Guericke in Magde-
burg zu chemischen Studien angeregt worden, machte zu Studien-
zwecken auf dem Gebiete der Naturwissenschaften und Medizin
Reisen nach Italien, Frankreich, England, Holland, Schweden, Un-
garn, und hielt sich mehrmals in Paris auf, wo er 1691 Mitglied der
Akademie wurde und daselbst 1715 starb.

Am 4. September 1694 machte Homberg der königl. Aka-
demie der Wissenschaften in Paris mehrere Mitteilungen über ver-
schiedene seiner Experimente1)- In Tome II der „Histoire de l’Aca-
demie Royale du Sciences a Paris, depuis 1686 jusqu’ ä son renou-
vellement en 1699“ S. 129, Punkt 7 machte er eine Mitteilung über
das Beizen eines Knochen mit Silbemitratlösung und seine Schwär-
zung an der Sonne. Die Stelle lautet:

„7. II (Homberg) a fait voir une petite boite marbree fait Tos
de boeuf, qu’on avoit trempe, dans le Teauforte affaiblie ou Fon avoit
fait dissoudre de l’argent. Cet os expose ensuite au soleil a noirci;
7on Fa mis sur le tour pour le marbrer.“

Daraus geht hervor, daß Homberg in der Pariser Akademie
im Jahre 1694 eine kleine marmorierte Büchse aus Ochsenbein vor-
zeigte, die er durch Eintauchen des Beines in eine Lösung von Silber
in verdünnter Salpetersäure und dann durch Aussetzen an die Sonne
geschwärzt hatte. Dieses Bein hatte er dann in eine Drehbank ein-
gespannt, um ihm durch Abdrechseln eine marmorierte Oberfläche
zu erteilen, indem beim Abdrehen einige weiße Beinstellen unter der
schwarzen Oberfläche bloßgelegt wurden, die dann auf der kleinen
Büchse wie eine Marmorierung aussahen.

Die Erzielung einer Marmorierung durch Abdrehen eines mittels ,
Silberlösung schwarz gebeizten Knochenstückes war also der End-
zweck des Homberg sehen Experimentes. Es fiel ihm aber nicht
ein, beim vorausgehenden Schwärzungsprozeß Licht- und Schatten-
wirkung zu unterscheiden; er legte weder Schablonen noch Bind-
faden um das silberhältige Knochenstück, um ein Lichtbild (Schatten-
bild) zu erzeugen, wie dies später Schulze getan hat, der aber
genau die Lichtwirkung von der Wärmewirkung unterschied und das
Licht zu einer Bilderzeugung benützte, darum also der erste Ent-

1) Vgl. Felix Fritz „Chemiker-Zeitung“ 1914. Nr. 22. Phot. Rundschau
1914, S. 221 und 1915, S. 30; ferner: Eder, Quellenschriften zu den frühesten An-
fängen der Photographie. 1913. S. 173. — Eder, „Zur Geschichte der Lichtemp-
findlichkeit der Silbersalze“. Phot. Industrie. 1925. Heft 37.
 
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