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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0289

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ZWANZIGSTES KAPITEL.

BEZIEHUNGEN ZWISCHEN NIEPCE UND
DAGUERRE.

Um diese Zeit beginnen die Beziehungen zwischen Nicephore
N i e p c e und Daguerre. Der Oberst N i e p c e, ein Cousin N i c e-
p hör es, kam am 12. Januar 1826 nach Paris und begab sich zu den
damals sehr berühmten Optikern Vincent und Charles Cheva-
lier, um optische Gegenstände, namentlich eine Camera obscura mit
einem „Prisme menisque“0, zu kaufen, um welche ihn Nicephore
ersucht hatte. Gesprächsweise erwähnte der Oberst, daß sein Cousin
Nicephore sich mit Versuchen beschäftige, die Bilder der Camera
obscura zu fixieren und er zeigte ihnen eine Probe einer Heliographie
N i e p c e s, welche Erstaunen erregte. Charles Chevalier teilte
seinerseits mit, daß sich auch in Paris ein Maler namens Dagu-
erre mit derselben Idee befasse.

Nun ereignete sich ein höchst merkwürdiger Zufall, welchen
Arthur Chevalier in seinem Werke „Etüde sur la vie et les
travaux scientifiques de Charles Chevalier“ (Paris 1862) erzählt.
Einige Tage nach dem Besuche des Oberst N i e p c e kam zu den
Optikern Chevalier ein fremder junger Mann, welcher eine billige
Camera obscura kaufte und sich äußerte: „Es tue ihm sehr leid, daß
seine Mittel ihm nicht erlauben, eine bessere Kamera (Appareil ä
prisme) zu kaufen, denn mit einer solchen hoffe er das Bild auf der
matten Scheibe der Kamera besser fixieren zu können.“ Gleichzeitig
wies er positive Bilder auf Papier vor, von welchen er sagte, daß sie
durch Lichtwirkung hergestellt seien. Später brachte er an Che-
valier ein Fläschchen mit einer braunen, angeblich lichtempfind-
lichen Flüssigkeit. Chevalier konnte kein Resultat damit erhalten,
auch Daguerre nicht (dem Chevalier davon erzählt hatte),
man wartete auf die Rückkehr des Unbekannten — jedoch vergeb-
lich; er kam niemals wieder.

1) Dieses „Prisme menisque“ war ein von den Brüdern Chevalier er-
fundenes optisches Instrument mit einem Glaskörper, welcher einerseits konkav,
andererseits konvex war.
 
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