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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0146

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ZWÖLFTES KAPITEL.

VON DER GYPHANTIE (1761) BIS ZU SCHEELE

(1777).

Das im Jahre 1761 geschriebene Werk „Gyphantie oder die Erd-
beschreibung, Ulm. Auf Kosten der Bartholomäischen Handlung“,
welches von Tiphaine de la Roche verfaßt wurde (dessen Name
mit versetzten Buchstaben im Titel ausgedrückt ist), enthält gewisse
phantastische Andeutungen über die Möglichkeit, photographische
Bilder zu erzeugen und machte deshalb selbst in neuester Zeit viel
von sich reden. Diese Phantasmagorien wurden wegen ihrer „Geniali-
tät“ sehr bewundert. Wie man sieht, liegt hier dieselbe phantastische
Idee zugrunde, die wir bereits vor mehr als 1000 Jahren beim
römischen Dichter Statius (s. S. 6) fanden. Man kann darauf
nicht mehr Wert legen, als auf die modernen naturwissenschaftlichen
Phantasieromane Jules Vernes, da Tiphaine, den alchimisti-
schen Jargon der damaligen Zeit nachahmend, wahrscheinlich die
ihm gewiß nicht unbekannt gebliebene Entdeckung S c h u 1 z e s oder
Beccarias ausmalte. Dieser Zusammenhang von Dichtung und
Wahrheit ist den bisherigen Historiographen der Photographie ent-
gangen; man nahm den Satiriker viel zu ernst, weil man die Quellen,
aus denen er offenbar geschöpft hat, nicht kannte und deshalb in
seinem Buche das erste Auftreten einer originellen Idee, nämlich die
Erzeugung von Bildern mittels des Lichtes, anzutreffen glaubte.

Auf “die „Gyphantie“ legen Mayer und Pierson in ihrem
Werke „La Photographie consideree comme art et comme industrie,
histoire de sa decouverte, ses progres, ses applications, son avenir,
1862“, nicht wenig Wert. Folgendes Zitat aus der Gyphantie ent-
nehme ich dem Photogr. Archiv, 1863, S. 107, da die Stelle
daselbst, wie Rösner bestätigt (ibid. S. 276), korrekt abgedruckt
ist: Während eines Tages wird Tiphaine in den Palast der

Elementargeister geführt und ihr Oberhaupt weiht ihn in ihre
Arbeiten und Geheimnisse ein. „Du weißt“, sagt es zu ihm, „daß die
Lichtstrahlen, von den verschiedenen Körpern zurückgeworfen, ein
Bild geben und die Körper auf allen glänzenden Flächen, z. B. auf
 
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