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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0147

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Von der Gyphantie (1761) bis zu Scheele (1777). 123

der Netzhaut des Auges, im Wasser und in den Spiegeln abbilden.
Die Elementargeister haben diese flüchtigen Bilder zu fixieren gesucht.
Sie haben einen sehr feinen Stoff zusamengesetzt, der sehr klebrig
und sehr geeignet ist, trocken zu werden und sich zu erhärten; mit
Hilfe desselben wird in einigen Augenblicken ein Gemälde gemacht.
Sie überziehen mit diesem Stoffe ein Stück Leinwand und bringen
diese vor die Gegenstände, welche sie abbilden wollen. Die erste
Wirkung der Leinwand ist diejenige eines Spiegels; man sieht darin
alle nahen und fernen Körper, wovon das Licht ein Bild entwerfen
kann. Aber was ein Spiegel nicht vermag, die Leinwand hält durch
ihren klebrigen Überzug die Bilder fest. Der Spiegel gibt uns zwar
die Gegenstände getreu wieder, aber er behält keinen zurück; unsere
Leinwand gibt sie nicht weniger getreu wieder, aber hält sie auch
alle fest. Diese Aufnahme der Bilder ist das Geschäft des ersten
Augenblickes, die Leinwand nimmt sie auf. Man nimmt dieselbe auf
der Stelle weg und bringt sie an einen dunklen Ort. Eine Stunde
später ist der Überzug getrocknet und man hat ein Gemälde, welches
um so viel schätzbarer ist, weil keine Kunst die Wahrheit desselben
erreichen und die Zeit es auf keine Weise beschädigen kann. Wir
nehmen aus der reinsten Quelle, aus dem Stoffe des Lichtes, die Far-
ben, welche die Maler aus verschiedenen Materien ziehen, welche die
Zeit niemals unverändert läßt. Die Genauigkeit der Zeichnung, die
Mannigfaltigkeit des Ausdruckes, die mehr oder minder kräftigen
Pinselstriche, die Abwechslung in den Schattierungen, die Regeln der
Perspektive, dies alles überlassen wir der Natur, welche mit jenem
sich immer gleichbleibenden, sicheren Gang auf unsere Leinwand
Bilder malt, welche die Augen täuschen und die Vernunft zweifeln
machen, ob die sogenannten wirklichen Dinge nicht eine andere Art
von Trugbildern sind, welche Augen, Ohren, Gefühl, ja alle Sinne
zusammen täuschen.“ — „Der Elementargeist ging dann auf einige
physikalische Eigenschaften ein: zuerst auf die Natur des klebrigen
Körpers, welcher die Strahlen auffängt und zurückhält; zweitens auf
die Schwierigkeiten seiner Bereitung und Anwendung; drittens auf
das Spiel des Lichtes und dieses getrockneten Körpers; drei Pro-
bleme, die ich den Physikern unserer Tage vorlege und ihrem Scharf-
sinne anheimstelle.“

Wenn wir uns wieder ernsteren Arbeiten zu wenden, so finden wir
eine nicht uninteressante Schilderung über die Wirkungen des Lichtes
in Jos. Fr. Meyers, Apothekers in Osnabrück (geb. 1705, gest.
 
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