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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0093

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SECHSTES KAPITEL.

ZUR GESCHICHTE DES STEREOSKOPISCHEN

SEHENS.

Die Prinzipien des stereoskopischen Sehens, nach
welchen die Bilder der Körper, welche mittels beider Augen gesehen
werden, durch Vereinigung zweier ungleicher Bilder entstehen, welche
von jedem Auge erblickt werden, erkannte bereits Euklid vor
mehr als 2000 Jahren. Etwa 500 Jahre später behandelte der be-
rühmte alte Physiker und Arzt Galenus den Gegenstand des
doppeläugigen Sehens vollständiger als Euklid.

Leonardo da Vinci hat in seiner Abhandlung über das
Malen, welche in Mailand 1589 nach seinen hinterlassenen Manu-
skripten herausgegeben wurde, ganz deutlich auf die Unähnlichkeit
der Bilder hingewiesen, welche von jedem Auge erblickt werden,
und dies als den Grund angeben, daß die vollendetsten Gemälde doch
nie das Relief wie das doppeläugige Sehen von Naturobjekten
geben.

Auch Jacopo Chim en ti, ein florentinischer Maler, befaßte
sich im 16. Jahrhundert mit Versuchen, stereoskopische Bilder auf
zeichnerischem Wege herzustellen; solche Zeichnungen von Chi-
menti werden jm Museum Wicar in Lille aufbewahrt. (S. „The
Phot. Joum.“ April 1862, S. 29, und „Bull. Soc. frang. de Phot.“
1922, S. 206, m. Tafel.)

Porta erwähnt in seiner „Magia naturalis“ im Kapitel „über
die Strahlenbrechung“ (Buch 5 und 6) die Sätze Euklids und die
Ansichten Galenus, und erläutert diese Ausführungen mit Ab-
bildungen so deutlich, daß wir nicht nur die Grundsätze, sondern auch
die Konstruktion des Stereoskopes erkennen1 2). Später kam diese Er-
findung in Vergessenheit und wurde erst in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts wieder auf gegriffen (s. u.).

1) S utton, Phot. Notes 3, 1858, 15. Sept. — Ferner: Phot. Journ. 18612,
S. 362.

2) Vgl. Brewster, The stereoscope. London 1850; deutsch Weimar 1862.
 
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