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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0025

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ERSTES KAPITEL.

VON ARISTOTELES (4. JAHRHUNDERT VOR CHR.)
BIS ZU DEN ALCHIMISTEN.

Das Licht, die Ursache der Sichtbarkeit alles Erschaffenen, dies
gemeinsame, so segensreiche Eigentum aller Geschöpfe des Weltalls,
hat in der Natur eine zu wichtige Bestimmung, als daß die näher©
Untersuchung seiner Eigenschaften der Aufmerksamkeit des geist-
reichsten Volkes im Altertume hätte entgehen können. Den Griechen
verdanken wir nicht bloß die Entdeckung der Gesetze, welche das
Licht bei seiner Bewegung durch gleichartige und ungleichartige
Mittel, und wenn es von polierten Flächen zurückgeworfen wird,
befolgt, sondern sie allein erkannten unter allen Völkern des Alter-
tums auch aus der Natur dieser Gesetze, daß die Optik eine mathe-
matische Disziplin sei und versuchten es zuerst, den unendlich
feinen, sich unseren Sinnen als unkörperlich darstellenden Stoff des
Lichtes unter die Herrschaft der Mathematik zu bringen.

Lehrreich ist in dieser Hinsicht die Geschichte der Lehre vom Sehen.
Nach E. Wiedemann1) waren es zwei Hauptansichten, die im Altertum über
den Vorgang des Sehens bestanden: die eine, von Plato vertretene, läßt
von den Augen fühlfädenartige Strahlen ausgehen und die gesehenen Gegenstände
gleichsam von ihnen betasten, die andere, von Demokrit und Aristoteles
verfochtene, dagegen von den Gegenständen selbst die Lichtstrahlen aussenden, welche
dann die Augen treffen; eine vermittelnde Anschauung läßt, wie Avicenna an-
gibt, Sehstrahlen von dem Auge ausgehen, die sich mit der leuchtenden Luft vereinen,
welche dann als Werkzeug dient.

Bekanntlich siegte im Altertum die erstere Ansicht, Euklid und P t o 1 e -
m äu s nahmen sie an.

Die gewöhnliche bisherige Ansicht, wie wir sie in den verschiedensten Geschichten
der Physik vertreten finden, war, daß Ibn al Haitam (Al Husen), ge-
storben 1038, der erste gewesen sei, der wieder die richtige Aristotelische Anschauung
sich zu eigen gemacht; in der Tat bespricht und begründet dieser arabische Gelehrte
auch die Ansicht, daß das Sehen durch Lichtstrahlen geschehe, auf das eingehendste.

1) Eine vollständigere Behandlung des Gegenstandes findet sich in Wiede-
manns Annalen, Bd. 39, S. 470 (1890).

Eder, Handb. d. Photogr. I. 1. — Geschichte. 4. Aufl.

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