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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0034

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ZWEITES KAPITEL.

EINFLUSS DES LICHTES BEI DER PURPUR-
FÄRBEREI DER ALTEN.

Alle diese alten Beobachtungen befaßten sich mit der photo-
chemischen Eigenschaft des Lichtes, Farben zu verändern oder sie
zu zerstören. t

Die Fähigkeit des Lichtes, Farbstoffe zu erzeugen, wurde
nur beim Blattgrün der Pflanzen erkannt. Aber gelegentlich bei der
uralten Purpurfärberei von Stoffen beobachtete man zuerst die merk-
würdige Eigenschaft des Lichtes, auch die Entstehung schöner Farben
beeinflussen zu können, also die Farbenbildung zu fördern1).

Der antike Purpur war der kostbarste und schönste Farbstoff
des Altertums. Die zur Purpurfärberei nötigen Schnecken wurden
an der Küste des Mittelmeeres gefunden, doch war die Schönheit
und Haltbarkeit der Farbe je nach der Herkunft und Beschaffenheit
sehr verschieden. Eine Weltberühmtheit erlangte insbesondere der
rote und violette Purpur von Tyrus, der schon zu Moses Zeiten
bekannt war. Von den im Altertum verwendeten Schnecken kamen
Murex brandaris und Murex trunculus in Betracht. Dieselben sondern
in einer Drüse einen gelben, eiterähnlichen Schleim ab, der sich
unter dem Einfluß des Sonnenlichtes zu einem purpurroten oder
einem violetten Farbstoff entwickelt.

Jahrhunderte hindurch waren die Phönizier im Alleinbesitz des
Geheimnisses der Purpurfabrikation. Der Schneckenfarbstoff gewann
rasch die allgemeine Gunst und galten purpurgefärbte Kleidungs-
stücke als eine Auszeichnung des Herrschers und anderer hoher Wür-
denträger. Mit dem zunehmenden Reichtum der Völker wurde das
Tragen der Purpurgewänder immer häufiger, trotz des enorm hohen
Preises, welcher für solche Kleider bezahlt werden mußte. Durch
die römischen Kaiser wurde die Purpurfabrikation nach Italien ver-

1) Erst im 20. Jahrhundert entdeckte man die Eigenschaft des Lichtes, aus
farblosen Leukobasen von Scheinfarbstoffen durch Photooxydation prächtige Farb-
stoffe aller Art entstehen zu lassen.
 
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