Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einfluß des Lichtes bei der Purpurfärberei der Alten.

11

pflanzt und von ihnen monopolisiert. Die Kunst des Färbens mit
Purpur, die zu dieser Zeit auf einer hohen Stufe stand, ging-, wie so
vieles andere, in den Stürmen der Völkerwanderung allmählich ver-
loren; nur im byzantinischen Reich erhielt sie sich vorläufig noch
weiter, um aber auch hier im 12. Jahrhundert gänzlich verloren zu
gehen. Wichtige kaiserliche Dekrete wurden mit Purpurtinte ge-
schrieben und kostbare Handschriften auf purpurgefärbtem Perga-
mentpapier finden sich heute noch in den Bibliotheken von Upsala
und Wien vor. Die Wiener Bibliothek ist in dem Besitz zweier solcher
Exemplare geistlichen Inhalts.

Der für den sarazenischen Hof zu Palermo in Sizilien hergestellte
Prunkmantel, der durch eigenartige Umstände der deutsche Kaiser-
krönungsmantel wurde und in den Beständen der vormals kaiser-
lichen Schatzkammer in Wien aufbewahrt wird, enthält ein mit an-
tikem Purpur gefärbtes Seidengewebe. Nebenbei sei bemerkt, daß
der Purpur niemals hochrot war, sondern einen violetten Farbenton
aufwies; aber es kamen zahlreiche ins Blaue spielende Abarten vor.

Bei der Entstehung der schönen Purpurfarben spielt die
Einwirkung des Sonnenlichtes auf die mit dem lichtempfindlichen
Safte der Purpurschnecken gefärbten Stoffe eine große Rolle, wes-
halb die Purpurfärberei in der Geschichte der Photochemie besondere
Beachtung verdient. Zahlreiche alte Schriftsteller schreiben viel von
der Purpurschnecke und der Purpurfärberei, aber die Andeutungen,
daß bei der Entstehung der ganzen Farbenpracht die Sonne mitwirken
muß, sind bei den griechischen und lateinischen Autoren sehr zer-
streut und nebensächlich vorfindlich, so daß es den grundlegenden
Arbeiten von Alexander Dedekind, weiland Vorstand der ägyp-
tischen Abteilung des kaiserlichen Kunsthistorischen Hofmuseums in
Wien, Vorbehalten war, hierüber Klarheit zu verschaffen. Dede-
kind ist der hervorragendste Forscher auf dem Gebiete der Pur-
purkunde und seine Werke hierüber sind grundlegend. (Dede-
kind: „Ein Beitrag zur Purpurkunde“, Verlag von Mayer und Müller
in Berlin, Bd. I, 1898; Bd. II, 1906; Bd. III, 1908.)

Die ältesten Angaben macht, wie Dedekind nachweist (I. 85),
Aristoteles, indem er in seinem Werk über Farben von dem
günstigen Einfluß des Lichtes bei der Purpurfärberei spricht. Auch
Julius Pollux (in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.)
schreibt in seinem Wörterbuche Ovo/^ayrlxov ähnlich, undPhilo-
stratos (griechischer Sophist aus Lemnos, der in Rom um die
Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. lebte) schreibt in seinem Buch
 
Annotationen