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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0114
ZEHNTES KAPITEL.
DER LEBENSLAUF JOHANN HEINRICH
SCHULZES.
Jugend- und Studienzeit Johann Heinrich Schulzes.
Johann Heinrich Schulze wurde am 12. Mai 1687 zu
Colbitz im Herzogtum Magdeburg geboren. Sein Vater Mathäus
Schulze ernährte sich und seine zahlreiche Familie vom Schnei-
derhandwerk und durch Bienenzucht. Der damalige Prediger des
Dorfes Colbitz war viele Jahre lang suspendiert und endlich an
einen anderen Ort versetzt worden. An dessen Stelle wurde Andr.
Albr. Corvinus zum Pastor von Colbitz bestellt. Dieser suchte
die sehr vernachlässigte Gemeinde mit vielem Fleiß in, besseren
Stand zu bringen, sorgte sich um die Erziehung der Kinder und kam
um so öfter in die Schule, je weniger er sich auf den Schulmeister
verlassen konnte. Dem Pastor fiel der aufgeweckte, damals sechs
Jahre alte Schulze auf; er gewann den Knaben lieb und unter-
stellte ihn dem Lehrer, der seine eigenen Kinder unterrichtete. In
diesem Privatunterricht, den auch ältere Schüler besuchten, wurden
diese in den Anfangsgründen der lateinischen und griechischen
Sprache, der kleine Schulze aber bloß in Religion und im Schrei-
ben unterrichtet. Dieser hörte aufmerksam allem zu, was der Lehrer
vortrug und was die Mitschüler hersagten, und sein lernbegieriger,
frühreifer Geist faßte schnell alles auf. Oft entlehnte er von seinen
Schulkameraden, wenn er aus der Schule ging, die Bücher, um ver-
stohlenerweise dasjenige von selbst zu lernen, was anderen durch
öffentlichen Unterricht mit Mühe beigebracht wurde. Sein Lehrer
merkte dies und kam zu seinem Vater, um zu sehen, was das Kind
zu Hause anfinge. Da fand er es in einem Winkel des Gartens hinter
den Bienenkörben mit dem Neuen Testamente in griechischer Sprache
in der Hand, dessen Abkürzungen der Wörter ihm hinderlich waren.
Als er diese merkwürdige Lernbegierde sah, schenkte er ihm eine
bessere Ausgabe des Buches, wodurch er des Knaben Lerneifer
sehr förderte. Auf diese Weise wurde Schulze 16 Jahre alt unter
DER LEBENSLAUF JOHANN HEINRICH
SCHULZES.
Jugend- und Studienzeit Johann Heinrich Schulzes.
Johann Heinrich Schulze wurde am 12. Mai 1687 zu
Colbitz im Herzogtum Magdeburg geboren. Sein Vater Mathäus
Schulze ernährte sich und seine zahlreiche Familie vom Schnei-
derhandwerk und durch Bienenzucht. Der damalige Prediger des
Dorfes Colbitz war viele Jahre lang suspendiert und endlich an
einen anderen Ort versetzt worden. An dessen Stelle wurde Andr.
Albr. Corvinus zum Pastor von Colbitz bestellt. Dieser suchte
die sehr vernachlässigte Gemeinde mit vielem Fleiß in, besseren
Stand zu bringen, sorgte sich um die Erziehung der Kinder und kam
um so öfter in die Schule, je weniger er sich auf den Schulmeister
verlassen konnte. Dem Pastor fiel der aufgeweckte, damals sechs
Jahre alte Schulze auf; er gewann den Knaben lieb und unter-
stellte ihn dem Lehrer, der seine eigenen Kinder unterrichtete. In
diesem Privatunterricht, den auch ältere Schüler besuchten, wurden
diese in den Anfangsgründen der lateinischen und griechischen
Sprache, der kleine Schulze aber bloß in Religion und im Schrei-
ben unterrichtet. Dieser hörte aufmerksam allem zu, was der Lehrer
vortrug und was die Mitschüler hersagten, und sein lernbegieriger,
frühreifer Geist faßte schnell alles auf. Oft entlehnte er von seinen
Schulkameraden, wenn er aus der Schule ging, die Bücher, um ver-
stohlenerweise dasjenige von selbst zu lernen, was anderen durch
öffentlichen Unterricht mit Mühe beigebracht wurde. Sein Lehrer
merkte dies und kam zu seinem Vater, um zu sehen, was das Kind
zu Hause anfinge. Da fand er es in einem Winkel des Gartens hinter
den Bienenkörben mit dem Neuen Testamente in griechischer Sprache
in der Hand, dessen Abkürzungen der Wörter ihm hinderlich waren.
Als er diese merkwürdige Lernbegierde sah, schenkte er ihm eine
bessere Ausgabe des Buches, wodurch er des Knaben Lerneifer
sehr förderte. Auf diese Weise wurde Schulze 16 Jahre alt unter