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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0406

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VIERUNDDREISSIGSTES KAPITEL.

ERFINDUNG DES PETZVALSCHEN PORTRÄT-
OBJEKTIVES.

Zur Zeit der Erfindung der Daguerreotypie arbeitete man aus-
schließlich mit einfachen Linsen (Chevaliers französische Linse),
welche weder besonders lichtstark waren, noch bei großer Öffnung
genügend scharfe Bilder gaben (s. Seite 330 u. 332).

Der Optiker Simon Plößl in Wien erzeugte 1839 die Daguerre-
sche Kamera und stellte Aufnahmelinsen mit verbesserten Krüm-
mungsradien her, ohne jedoch eine wesentlich größere Helligkeit
der Objektive zu erzielen. Sie fanden als Ersatz für die schwer er-
hältlichen Chevalierlinsen viel Absatz.

Simon Plößl (geb. 1794 als Sohn eines Tischlers in Wien,
gest. 1868) war nicht nur ein Optiker von lokaler Bedeutung, sondern
sein Renommee reichte viel weiter. Er war einer der ersten, der
achromatische Mikroskope erzeugte und später auch für Petzval
gute Theatergläser herstellte.

Ina Jahre 1812 trat Plößl in die Lehre bei der Optikerfirma Friedrich Voigt-
länder in Wien, dessen Werkstätte in der Rauhensteingasse, Ecke Himmelpfortgasse
war, und blieb dort viele Jahre. Hier lernte er den berühmten Botaniker J a c q u i n
kennen, machte für ihn gewisse Sondereinrichtungen für seine Mikroskope und durch
diesen kam er mit dem Astronomen v. Littrow in Verbindung. Beide Gelehrte regten
an, daß sich Plößl selbständig mache, was 1823 geschah. Er brachte es 1831 zu einem
eigenen Hause in der Feldgasse (heute Theresianumgasse 16), wro er bis zu seinem Tode
wirkte. Wir bringen die Abbildung dieses Hauses (Abb. 82) nach einem Klischee in
der Zeitschrift „Optik“ (Wien). Es ist bemerkenswert, daß dort das erste deutsche
Objektiv der Type W ollaston-Chevalier erzeugt wurde. In der Nähe
befindet sich die nach ihm benannte ,,Plößlgasse“. Die genaue Biographie Plößl’s
findet sich in Wurzbac h’s „Biographischem Lexikon“ und in einem Berichte
von Otto Waldstein (Österr. Zentralzeitung f. Optik und Mechanik 1926,
Nr. 14). Plößl nahm auch die Konkurrenz mit den den ganzen Markt beherrschen-
den französischen und italienischen Mikroskop-Erzeugern auf.

„Bis zum Jahre 1829 beherrschte Frankreich und Italien den Weltmarkt für
achromatische Mikroskope, dort Chevalier in Paris, hier A m i c i in Modena.
Selbst Fraunhofer in München war es nicht geglückt, ihnen das Szepter zu entreißen.
Dies gelang erst dessen Nachfolger Georg Merz im Jahre 1829 und bald darauf
 
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