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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0115

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Der Lebenslauf Johann Heinrich Schulzes.

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mehreren Lehrern, die dann aber auf die damals neu errichtete
Friedrichs-Universität zu Halle zurückkehrten.

Die Universität in Halle war von dem Kurfürsten Friedrich III.
von Brandenburg, der später (1701) als Friedrich I. erster
König von Preußen wurde, gestiftet und im Jahre 1694 eingeweiht
und eröfffnet worden; nach ihrem Stifter wurde sie die „Friedrichs-
Universität“ genannt. König F r i e dr i c h I. wendete dieser Hoch-
schule seine besondere Aufmerksamkeit zu; nach seinem Tode (1713)
förderte sein Sohn König Friedrich Wilhelm I. sie weiter-
hin, obschon er sonst im allgemeinen die höheren Wissenschaften
geringschätzte.

Damals lebte und wirkte zu Glaucha nächst Halle auch der be-
rühmte Pastor und Professor August Hermann Francke.

Pastor Francke (geb. 1663 in Lübeck, gest. 1727 in Halle)
war ein hervorragender Philanthrop und Theolog. Er hatte eine be-
wegte Jugend hinter sich. Als Universitätsdozent in Leipzig (1685)
hatte er durch seine im freisinnigen, pietistischen Sinne gehaltenen
Vorlesungen Schwierigkeiten gefunden. Im Jahre 1692 hatte
Francke an der Universität in Halle die Professur für orientalische
Sprachen erhalten, die er später (1698) mit einer theologischen Pro-
fessur vertauschte. Zugleich erhielt er (1692) das Pfarramt der eng
mit Halle verbundenen Vorstadt Glaucha, daher diese auch der Sitz
aller seiner Stiftungen geworden war.

Im Jahre 1698 errichtete er zu Glaucha ein Waisenhaus sowie
Schulen für alle Stände und brachte die begabteren Schüler des
Waisenhauses in höheren Schulen unter. Diese Franckesche
Stiftung entwickelte sich auch weiter im Laufe der folgenden Jahr-
hunderte als sehr segensreiche Institution.

Außer den Schulen wurden an die Francke sehen Stiftungen
die große Freiherr von Canstein sehe Bibelanstalt, eine Buch-
druckerei und Buchhandlung, eine Apotheke usw. angegliedert.

Im Jahre 1697 war Francke durch den Pastor Corvinus,
der mit ihm befreundet war, auf den armen aber begabten Sohn
des Schneiders Schulze aufmerksam gemacht worden. Der Knabe
wurde von seinem Vater im Jahre 1697 in das Waisenhaus zu
Halle gebracht und in die Obhut Franckes übergeben, der von da
ab für die Erziehung des kleinen S c h u 1 ze sorgte, indem er ihn
in der neu errichteten lateinischen Schule des Waisenhauses unter-
brachte.

Damals, im Jahre 1701, kam ein geborener Araber, Salomon
N e g r i, ein gelehrter Mann von Damaskus nach Halle. Diesen be-
 
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