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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0036

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Zweites Kapitel.

„Imagines“: „Der tyrische Purpur sieht dunkel aus und bekommt von
der Sonne seine Schönheit; dadurch erhält er die Schattierung von
der Granatblume.“

Die Priorität der Erkenntnis des Einflusses des Lichtes wurde
bis in die neueste Zeit (in Unkenntnis der alten Schriftsteller) der
berühmten Eudoxia Makrembolitissa zugeschrieben, da ein
historisch-mythologisches Lexikon „J o n i a“, eine alte interessante
griechische Handschrift von ihr verfaßt sein soll, wie ihr alter
Schreiber angibt; diese Handschrift wurde bis in die neueste Zeit um
das 11. Jahrhundert datiert. Sie liegt in der Pariser Bibliothek und
hierin beschreibt die angebliche Eudoxia, wie das zu färbende Zeug
in die Purpurfarbbrühe getaucht wird, und fährt fort: „Die Pur-
purfarbe wird alsdann erst vortrefflich, wenn man
das Zeug in die Sonne bringt, denn die Sonnenstrah-
len geben ja noch ein großes Feuer, machen die Farbe
dunkler und ihr Glanz wird durch das Feuer von
oben zu seiner größten Vollkommenheit gebracht.“

Auf diese klare und deutliche Angabe über die Mitwirkung
des Lichtes bei der Entstehung der Purpurfarbe, machte zuerst
J. B i s c h o f f in seinem „Versuche einer Geschichte der Färbekunst“
(1780, S. 19) aufmerksam1). Obiges Zitat entnahm Eder in der
vorigen Auflage dieser Geschichte diesem Werke. Das der Prinzessin
Eudoxia zugeschriebene Buch führt den Titel „Jonia“ (= Veil-
chengarten) und wurde von V i 11 o i s o n im I. Band der „Anecdota
Graeca“ 1781 herausgegeben, wo S. 53 bis 58 über die Purpur-
schnecke handelt (neue Ausgabe von Flach 1850, Leipzig).

Diese Eudoxia war die Tochter eines angesehenen Byzantiners, des Johann
Mahre mbolitos, der unter der Regierung des Kaisers Michael IV., des Paphla-
goniers, eine bedeutende Rolle in Byzanz gespielt hatte. Sie war berühmt durch ihre
Schönheit, ihre Gelehrsamkeit und ihre feine hellenische Bildung, und sie wurde die
zweite Gemahlin des Konstantin Dukas, der später 1059 als Konstantin X.
den byzantinischen Thron bestieg. Er ernannte sie zur Regentin; nach seinem Tode
(1067) regierte sie eine Zeitlang allein, heiratete dann den General Romanos, der
im Kriege in seldschukische Gefangenschaft fiel und nach seiner Freilassung angefeindet
wurde; diese inneren Kämpfe um die Herrschaft endeten mit der Gefangennahme
Eudoxias durch ihren Schwager Johs. Dukas, der sie als Nonne in das
von ihr erbaute Marienkloster am Bosporus sperren ließ. Die geleimte Kaiserin, welche

1) Eine ausgezeichnete historische Studie über Purpur unter Berücksichtigung
seiner Lichtempfindlichkeit schrieb Dr. Dedekind in Wien. Das Werk erschien
auch in französischer Sprache: Dedekind, La pourpre verte et sa valeur
pour 1’Interpretation des ecrits des anciens. Paris 1899.
 
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