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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0148

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124

Zwölftes Kapitel.

1765), „Chymische Versuche zur näheren Erkenntnis des ungelöschten
Kalches, der elastischen elektrischen Materie, des allerreinsten Feuer-
wesens und der ursprünglichen allgemeinen Säure“ (Hannover-Leipzig
1764). Daselbst wird im 20. Kapitel, Seite 119, untersucht, „was das
Causticum sei und woraus es besteht“ und die Ansicht ausgesprochen,
daß das „Ätzende“ im Kalk und anderen ätzenden Substanzen „reine
Feuerteilchen“ enthalte, welche beim Glühen aus dem Feuer aufge-
nommen werden und daß die „Materie des Lichtes“ aller Wahrschein-
lichkeit nach dasselbe sei, wie die „reinen Feuerteilchen“. Meyer
fährt fort: „daß der feurige Teil des Caustici die Materie des Lichtes
sein könne, könnten vielleicht wohl ein paar nicht unbekannte
Erfahrungen wahrscheinlicher machen ... Eine grauschwärzliche
Farbe nimmt die präzipitierte Luna cornea (s. S. 39) an, wenn sie in

einem fest verschlossenen Glase in den Sonnenschein gesetzt wird_

Wenn man eine Solution des Quecksilbers in Vitriolsäure zu Kri-
stallen anschießen lasset; so wird dieses Vitriolum mer-
curii auch in verschlossenen Gefäßen an der Sonne
schwarz; der weiße Sublimat, der aus eben dieser Solution ent-
stehet, wenn man sie zuletzt mit starkem Feuer abtreibet, wird eben-
falls an der Sonne schwarz.“ Diesen Farbenveränderungen am Lichte
stellt Meyer jene gegenüber, welche Silbernitrat und Calomel beim
Übergießen mit Kalkwasser erleidet (wodurch beide ebenfalls schwarz
werden) und er zieht den Schluß, „daß die Veränderung durch
das Causticum des Kalkwassers“ gleich jenen des Lichtes seien;
denn „die Materie.des Lichtes dringet durch das durchsichtige Glas
und schwärzet diese (d. i. die lichtempfindliche Substanz) ebenso wie
das Causticum“. Daß das Schwärzen der genannten chemischen
Verbindungen durch Kalkwasser auf einen ganz andern Grund zurück-
zuführen ist (Entstehung von Silberoxyd, Quecksilberoxydul) als die
Schwärzung im Lichte, und daß es bloßer Zufall ist, daß die Pro-
dukte in beiden Fällen schwärzlich sind, braucht wohl nicht hervor
gehoben zu werden. Diese Anschauung —- so falsch sie auch ist —
hatte jedenfalls Originalität für sich und repräsentiert eine der ersten
Theorien der chemischen Wirkungen des Lichtes.

Aus diesen Äußerungen Meyers zeigt sich, daß die Kenntnis
der Veränderlichkeit der Silber- und Quecksilbersalze schon vor dem
Jahre 1764 allgemein verbreitet war. Ferner scheint hervorzugehen,
daß eine photochemische Zersetzung des Quecksilbersulfates schon
vor Meyer bekannt war; mir war es jedoch nicht möglich, eine
diesbezügliche ältere Angabe zu finden.
 
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