Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0145

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Photochemische Forschungen im 18. Jahrhundert bis Beccarius u. Bonzius usw. 121

ging wie vorher. Das durch ein Brennglas konzentrierte Licht von
Fackeln war unwirksam. Die etwaige Mutmaßung, daß das Sonnen-
licht nur die Farbteilchen zerstreue, widerlegte Bonzius durch
die Beobachtung, daß, wenn er seine Bänder auf weißes Papier gegen
das Licht legte, die Farben auf beiden Seiten verbleichten, ohne daß
man doch auf den Stellen des Papieres, wo sie gelegen waren, etwas
finden konnte.

Daß das letzte, uns überflüssig erscheinende Experiment am
Platze war, beweist folgende Stelle in A. D. Richters „Lehrbuch
einer für Schulen faßlichen Naturlehre“ (Leipzig 1769), wo S. 134
gelegentlich der Färberei gelehrt wird: „Diejenige Materie1, deren
farbige Theile allzugrob sind, dass sie in den Zwischenräumen von
den Fasern der Sachen nicht eindringen können, geben eine undauer-
hafte Farbe, die in der Luft und in den Sonnenstrahlen leicht weg-
flieget und verschiesset.“ Eine ähnliche rohe Vorstellung, trotzdem
sie durch Bonzius schon längst widerlegt war, äußert aber selbst
noch J. Bise ho ff in seinem „Versuch einer Geschichte der Färber-
kunst“ (1780). Dem chronologischen Gange vorgreifend, sei hier
auch bemerkt, daß Bischoff nur jene farbigen Zeuge für echt er-
klärt, welche durch 12 Tage der Luft, dem Regen und Sonnenschein
ausgesetzt werden können, ohne eine merkliche Veränderung zu er-
leiden. Dies sind Anforderungen, welche sehr berechtigt sind.

Gewissermaßen als Anhang zu diesem Kapitel mögen noch einige
Bemerkungen über den damaligen Stand der Kenntnisse von den Ver-
änderungen, welche die Malerfarben im Lichte erleiden, beigefügt
sein.

P e r n e t y sagt in seinem 1760 in Paris erschienenen „Dictionaire
portatif de peinture“ (deutsch: „Handlexikon der bildenden Künste
etc.“, Berlin 1764, S. 182, 291 und Anhang S. 93), daß manche Far-
ben sehr unbeständig seien: So verschwindet das Schüttgelb in kurzer
Zeit, besonders wenn das Gemälde der freien Luft oder den Sonnen-
strahlen ausgesetzt ist; das Berlinerblau wird mit der Zeit grünlich;
der Colombinlack (aus Brasilienholz) verändert sich allmählich; der
Zinnober dauert nicht an der Luft (!) und ebenso verhält sich der
„feine Lack“ '(?). Daraus folgt, daß man so ziemlich zur Erkenntnis
der Veränderlichkeit der vegetabilischen Farblacke gekommen war
und den Einfluß des Lichtes auf den Zerstörungsprozeß bemerkt
hatte.
 
Annotationen