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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0288

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264

Neunzehntes Kapitel.

ein Bild auf Silberplatte schickte (Fouque, S. 153); später sagte Daguerre,
daß es Asphaltbilder gewesen seien.

Während seines Aufenthaltes in England (1827) gab Niepce einem Herrn
C u s s e 1 in Kew bei London eines seiner Bilder. Der letztere schrieb auf die Rückseite
des Bildes: „Dieses Prototyp (ohne Zweifel irrtümlich statt „Phototyp“) wurde mir zu
Kew im Jahre 1827 von Herrn Niepce gegeben, dem man die Erfindung dieser
Kunst verdankt“. Jos. Ellis zu Brighton hatte das Bild noch Ende der fünfziger
Jahre in den Händen C u s s e 1 s gesehen und wünschte es zu erwerben, was ihm
dieser abschlug, da er selbst hohen Wert auf den Besitz desselben legte. Ellis ließ
jedoch das Bild nicht mehr aus den Augen und als C u s s e 1 zu Beginn der sechziger
Jahre gestorben und dessen Nachlassenschaft verkauft worden war, stellte er Nach-
forschungen danach an und fand das Bild in den Händen eines Trödlers, welcher es
für eine Silberplatte gehalten hatte. Die Rückwand hatte er abgekratzt, um sich
davon zu überzeugen, aber er erkannte in der Folge, daß das Metall Zinn und nicht
Silber sei, welchem Umstande allein es zuzuschreiben sein dürfte, daß das historisch
wichtige Stück nicht in dem Tiegel eines Schmelzers seinen Untergang gefunden hat.
Ellis kaufte das Bild und bewahrte es mit Sorgfalt auf. Es was eine in der Camera
obscura auf einer asphaltierten Zinnplatte erhaltene Reproduktion eines Stiches.
(Photograph. News. Juli 1862. Horns Photogr. Journ. Bd. 19, S. 4.)

Das Museum der Royal Photographie Society in London gelangte um 1924
in den Besitz dreier Originalplatten von J. N. Niepce, und zwar mit
Versuchen der Gewinnung von Lichtbildern mit lichtempfindlichen
Asphaltschichten. Niepce brachte diese Platten im Jahre 1827 ge-
legentlich seines Vortrages in der Royal Society nach England und widmete sie dem
Sekretär dieses Vereines, F. Bauer, dann gelangten sie in den Besitz von H. P.
Robinson, und endlich hat dessen Sohn Ralph W. Robinson diese seltenen
Gegenstände dem obenerwähnten, an historischen Dokumenten reichen Museum
überlassen. Die Platten stellen dar: Das oftmals zitierte Bildnis des Kardinals
d’A m b o i s e , stammend aus dem Jahre 1827 (Größe 13,5: 16,5 cm); Christus,
das Kreuz tragend, aus dem Jahre 1826, das Bild mißt 7,5 : 10 cm auf einer Platte
13 : 19; eine Landschaft (Reproduktion), datiert 1827, auf einer Platte 12 : 15 cm.
Naturaufnahmen waren nicht dabei.

Im Januar 1828 kehrte Nicephore nach Frankreich zurück;
Claude starb zu Kew Green am 10. Februar desselben Jahres.x)

1) Der russische Professor N. E. Yermilow berichtete im „Sowjet Photo-
Almanach“ für 1829 (Moskau) über ein Manuskript, das Nie. Niepce ungefähr
im Jahre 1828 geschrieben und damals an die kais. russische Begierung gesendet
hatte; es befindet sich derzeit im Besitze der Sowjet Akademie der Wissenschaften
in Moskau. Es enthält einen Original bericht über die Arbeiten Niepees und wurde
vom Brit. Journ. Phot. 1930 S. 683 ins Englische übersetzt. Der Titel lautet:
„On Heliographie, or a means of automatically fixing by the action of light, the
irnage formed in the photographic camera obscura“. Gegenständlich ändert dieses
interessante Manuskript nichts an den bisherigen Darstellungen der Historiographen.
 
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