Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0076
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FÜNFTES KAPITEL.

ZUR GESCHICHTE DER CAMERA OBSCURA.

Die Camera obscura als „Schau-Raum“ß in Form einer Loch-
kamera ist die Vorläuferin des photographischen Aufnahmeapparates.
Andeutungen über die Entstehung von Bildern beim Durchgang durch
kleine Öffnungen finden wir bereits bei Aristoteles (384—322
vor Chr.). Genauere Angaben über die Beobachtung von Sonnen-
finsternissen mit einer Art Lochkamera sind bei den alten arabi-
schen Gelehrten und ihrer Schule zu finden, wie die gründlichen
Forschungen Eilhard Wiedemanns beweisen. Wiede mann
(Eders Jahrbuch für Photographie 1910, Seite 12), datiert die
erste Erwähnung der Camera auf das Jahr 1038 und macht eine Ab-
handlung des arabischen Gelehrten Ibn al Hai tarn (f 1039) be-
kannt, die für die Geschichte der Camera obscura sehr wichtig ist.
Der gelehrte Araber schreibt in seiner Abhandlung: „Über die Ge-
stalt der Finsternis“, daß er mit ihr bereits die sichelförmige Ge-
stalt der Sonne bei der Sonnenfinsternis beobachtet habe. In gekürz-
ter Form lautet die Einleitung zu der Schrift von Ibn al Hai tarn:

„Das Bild der Sonne zur Zeit der Verfinsterung, falls sie nicht
eine totale ist, zeigt, wenn ihr Licht aus einem engen, runden Loch
austritt und zu einer dem Loch gegenüberliegenden Ebene gelangt,
die Gestalt der Mondsichel (Hiläl).“

„Das Bild der Sonne zeigt diese Eigenschaft nur so, wenn das
Loch sehr eng ist. Wird das Loch größer, so ändert sich das Bild,
und die Veränderung wächst mit zunehmender Weite. Ist das Loch
sehr weit, so verschwindet das sichelförmige Bild, und das Licht (auf
der Wand) wird rund, falls das Loch rund ist, viereckig, falls es vier-
eckig ist, und bei einer beliebigen Gestalt der Öffnung nimmt es
die Gestalt derselben an, falls das Loch weit ist und die Auffang-
fläche parallel zu denselben steht.“

1) Zur Entwicklung der Camera obscura bringt M. von Rohr in „Zentral-
ztg. f. Opt. und Mech.“ 1925, S. 233 usf. eine umfangreiche geschichtliche Schilderung.
Er beschreibt die Camera obscura als Schauraum, als tragbare Zeichenhilfe, als Guck-
kasten usw. und bringt interessante alte Abbildungen solcher Einrichtungen.
 
Annotationen