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Zeit-, Kultur- und Kunstgeschichtliches, 1880—1840.
antiken Fechters, sondern in der höchsten Erregtheit einer theatralischen
Sterbescene dargestellt. — Vollends im Relief, namentlich in seinem
Hauptwerke dieser Gattung, der Giebelausfüllung des Pantheon,
dessen Vollendung in das Jahr 1837 fällt, kommt der innere Zwie-
spalt zur augeufälligsteu Erscheinung. Die Darstellung, wie das dank-
bare Vaterland seine großen Männer belohnt, ist das tollste Gewirr
aller möglichen Stile und Stillosigkeiten. An den Elginschen Mar-
morn in London ist David nach seiner Meinung die Erkenutuiß des
Gesetzes des antiken Reliefs mit seinem einzigen Plane aufgegangen.
Der eine Plan ist im Pantheougiebel festgehalten in der Mitte, wo
das Vaterland als antik gewandete weibliche Figur in edler Haltung
steht; nach beiden Seiten vervielfältigen sich aber die Pläne bis zu
fünf! Die Gruppen sind theils in vollständig starrer, theils in ruhig
würdiger Haltung komponirt, theils aber lebhaft realistisch bewegt,
bis zu Erscheinungen des äußersten Naturalismus.
Das Gebiet, auf welches David schließlich die Verwirklichung
seiner Auffassung, aber auch nur seiner Auffassung vom Ideal der
plastischen Kunst beschränkte, ward der Kopf, das Antlitz, sowohl in
den Bildsäulen, als ganz besonders in Büsten und Medaillons, deren
er nahe au Tausend schuf. Bon Seiten seiner Landsleute wird ihm
dies ungerechnet als eine Fortentwicklung der Plastik noch über die
antike Anschauung hinaus. Der Seeleuausdruck — so lehrt er —
reflektirt sich im Autlitz und ist nicht durch die trockne Realität einer
Durchzeichnung oder eines Daguerreothps wieder zu geben, sondern
xar l'oxxrosmon aooontueo 6.68 korui68. Die Kenntniß der Phreno-
logie ist für den Künstler eine unerläßliche, indem sie schon aus dem
Schädel die hervortretenden Eigenschaften erkennen lehrt, deren Er-
gebniß die Gesichtszüge sind. Die monumentale Struktur des Wesens
muß dem Beschauer entgegenspringeu und ihn durch starke Erregung
zum Nachdenken zwingen. „Wenn dies der Fall ist, wird der Bild-
ner die fast angreifbaren Nüancen ausgedrückt haben, welche wie ein
Prisma der Leidenschaften über das Antlitz etwas mysteriöses breiten,
das nur die Seelen der Künstler empfinden."
Etwas deutlicher als ans seinen Worten geht die Intention und
Zeit-, Kultur- und Kunstgeschichtliches, 1880—1840.
antiken Fechters, sondern in der höchsten Erregtheit einer theatralischen
Sterbescene dargestellt. — Vollends im Relief, namentlich in seinem
Hauptwerke dieser Gattung, der Giebelausfüllung des Pantheon,
dessen Vollendung in das Jahr 1837 fällt, kommt der innere Zwie-
spalt zur augeufälligsteu Erscheinung. Die Darstellung, wie das dank-
bare Vaterland seine großen Männer belohnt, ist das tollste Gewirr
aller möglichen Stile und Stillosigkeiten. An den Elginschen Mar-
morn in London ist David nach seiner Meinung die Erkenutuiß des
Gesetzes des antiken Reliefs mit seinem einzigen Plane aufgegangen.
Der eine Plan ist im Pantheougiebel festgehalten in der Mitte, wo
das Vaterland als antik gewandete weibliche Figur in edler Haltung
steht; nach beiden Seiten vervielfältigen sich aber die Pläne bis zu
fünf! Die Gruppen sind theils in vollständig starrer, theils in ruhig
würdiger Haltung komponirt, theils aber lebhaft realistisch bewegt,
bis zu Erscheinungen des äußersten Naturalismus.
Das Gebiet, auf welches David schließlich die Verwirklichung
seiner Auffassung, aber auch nur seiner Auffassung vom Ideal der
plastischen Kunst beschränkte, ward der Kopf, das Antlitz, sowohl in
den Bildsäulen, als ganz besonders in Büsten und Medaillons, deren
er nahe au Tausend schuf. Bon Seiten seiner Landsleute wird ihm
dies ungerechnet als eine Fortentwicklung der Plastik noch über die
antike Anschauung hinaus. Der Seeleuausdruck — so lehrt er —
reflektirt sich im Autlitz und ist nicht durch die trockne Realität einer
Durchzeichnung oder eines Daguerreothps wieder zu geben, sondern
xar l'oxxrosmon aooontueo 6.68 korui68. Die Kenntniß der Phreno-
logie ist für den Künstler eine unerläßliche, indem sie schon aus dem
Schädel die hervortretenden Eigenschaften erkennen lehrt, deren Er-
gebniß die Gesichtszüge sind. Die monumentale Struktur des Wesens
muß dem Beschauer entgegenspringeu und ihn durch starke Erregung
zum Nachdenken zwingen. „Wenn dies der Fall ist, wird der Bild-
ner die fast angreifbaren Nüancen ausgedrückt haben, welche wie ein
Prisma der Leidenschaften über das Antlitz etwas mysteriöses breiten,
das nur die Seelen der Künstler empfinden."
Etwas deutlicher als ans seinen Worten geht die Intention und