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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Editor]; Eggers, Karl [Editor]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0076
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Das Haus und die Freunde, 1830—1840.

zugsEveise unter strenger Selbstkritik der Grenzen des eigenen Talents
Kopien nach anderen Meistern, oft von überraschender Ausführung.
Das großherzogliche Schloß zu Neustrelitz, sowie das zuletzt vou der
Großherzogin bewohnte Sommerpalais birgt eine große Anzahl dieser
Arbeiten nach alten Meistern — Tizian's Zinsgroschen, Murillo's heiliger
Antonius, Holbein's Madonna nach dem Darmstädter Original u. a.
— wie auch nach neueren — Schrader's Abschied König Karls I.
von den Seinen, Gallait's letzte Stunde Egmouts, Hildebrandt's
der Krieger und fein Sohn, Sohn's die beiden Schwestern u. f. w.—,
und es ist keine Kirche in Mecklenburg-Strelitzstchen Landen, welche
ihr Altarbild nicht von der Hand der Landesmutter erhalten hätte,
— so in Neustrelitz selbst die Stadtkirche eine Kopie des Rafael'schen
Spasimo.
Für Karl Eggers, seinen alten Schützling, bewahrte der Groß-
herzog auch in dem Briefwechsel mit Rauch ein stets lebendiges In-
teresse. Mit richtigem Blick erkannte er, daß dessen größere Stärke
in der Technik lag, welche die alten Meister fast bis zur Täuschung
der Originalität zu kopiren wußte. Fiel ihm doch auch der Haupt-
antheil zu bei der Wiedererweckung der Freskomalerei in Rom.
Im Schlosse zu Neustrelitz befinden sich Bilder seiner eigenen
Komposition, wie von ihm gemalte Kopien. Die der Madonna di
Fvligno erklärt der Großherzog in dem obigen Briefe mit Recht und
„mit voller Ueberzeugung als die beste dieses himmlischen Bildes".
— Dann fährt er fort:
„Nun lassen Sie aber vor allen Dingen mich fragen, was Sie
znr Victoria in Brescia gesagt haben? Ob Sie in mein Urtheil ein-
stimmen, welches dieselbe zu dem Schöusten erhebt was es giebt,
namentlich was die strenge und doch zugleich liebliche Schönheit des
Kopfes betrifft, oder ob ich dieser Meinung wegen eine Strafpredigt
von Ihnen erhalten werde? Im letzteren Falle ärgern Sie sich nur
nicht ernstlich, sondern bedenken Sie vielmehr hübsch, daß ich doch
immer nur ein Laie bin und mich auch wohl in die Bronze-Dame
verliebt haben mag, was einem in Italien wohl passirt, und besonders
bei meiner großen Jugend von fünfzig Jahren um so verzeihlicher
 
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