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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Editor]; Eggers, Karl [Editor]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0078
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Das Haus und die Freunde, 1830—1840.

sich ci »nehmen zn lassen.*) Der Knabe hat mich noch hente mit
tragikomischer Festigkeit versichert, daß es ihm durchaus unmöglich
sei, je etwas anderes als Bildhauer zu werden, und ebenso scheint
cs eine sixe Idee bei ihm geworden zu sein, daß sein Lebensglück
davon abhängt, gerade zu Ihnen und zu keinem Andern zu kommen."
— Unter Bezugnahme auf ein Zeugniß und eine Haudzeichuung nach
einer Büste, welche beigefügt sind, schließt er mit der Ueberzeugung,
daß Rauch gern thun werde, was er in diesem Falle könne. —
Dies Schreiben hatte sich mit folgendem von Rauch gekreuzt:
„Der junge Wolff, Ueberbringer dieser Zeilen, theilte mir heute münd-
lich mit, daß Ew. Königliche Hoheit einen anderen Bruder desselben
huldreichst zur Erlernung der Bildhauerei zu unterstützen nicht ab-
geneigt wären; im Falle der Verwirklichung dieser Aussicht bitte ich
uutcrthänigst, ja nicht den jungen Menschen als Studiosus der Skulp-
tur, sondern als Lehrling eines Holzbildhauers nur, wenn es der
Allerhöchste Wille sein sollte, hier in die Lehre zu geben. Ew. Kö-
nigliche Hoheit werden gnädigst meine unmaßgebliche Meinung in der
Rücksicht entschuldigen, da ich täglich im Fache der Kunst die betrü-
bende Erfahrung mache, welche nachtheilige Folgen das modische
Wort „studiren" für Eltern und Söhne hervorbringt." —
Sofort nach Empfang des Großherzoglichen Schreibens entgegnet
nun Rauch: „Ew. Königlichen Hoheit allergnädigstes Schreiben mit
Zeichnung und Attest als Fähigkeitsbeläge des jungen Wolff erhielt
ich später, als ich schon vorläufig durch den Bruder unterrichtet,
meine unmaßgebliche Ansicht au Ew. Königliche Hoheit abgesaudt,
und kann nur dieselbe wiederholen, nämlich wie gefährlich es für
einen zur Kunst bestimmten Jüngling ist,^ wenn derselbe mit dem
Studium derselben, statt der Hand und Auge übenden Technik,
*) Der Vater ist der aus Helfen gebürtige Christian Philipp Wolff
(Band I. S. 8 und 11, wo er irrthi'unlich Friedrich genannt ist), welcher nach
Neustrelitz übersiedelte. Dessen Wittwe hatte 1825 den älteren Sohn Heinrich in
Nauch's Werkstatt gebracht, der aber nach einjähriger Lehrzeit erkrankte und starb.
Der derinalige Aspirant ist Albert Wolff, der bekannte Bildhauer Berlins. —
Der demnächst noch erwähnte Bruder war zu jener Zeit im Atelier des Malers
Gropius thätig.
 
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