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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Hrsg.]; Eggers, Karl [Hrsg.]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0111
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Rauch's Stellung zu den Schülern.

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aber um so kräftiger fortwuchert iu der mündlichen Überlieferung des
Epigonenthums im örtlichen Bereich der Blüte von Rauch's Wirk-
samkeit. Wir fassen die Angriffe ungeschminkt, aber auch ohne Ueber-
treibung ins Auge.
Rauch, so heißt es, habe alle bildnerischen Aufgaben feiner Zeit
stets in seine Werkstatt zu bringen gewußt; er riß sie nach Möglich-
keit an sich, ja anderen aus den Händen; er duldete nicht, daß neben
ihm Jemand aufkam, er kannte deshalb nicht jene Menschenfreundlich-
keit gegen seine Schüler, welche z. B. Thorvaldsen auszeichnete, der
ohne Mißgunst seine Werke ihnen zur Ausführung gab, vielmehr war
er eifersüchtig auf jedes aufkeimende Talent, namentlich wenn cs ihn
in irgend einer Richtung seiner Kunst zu überflügeln drohte; und
doch seien solche Talente schon zu seinen Lebzeiten aufgetreten (wo
denn vor Allen Rietschel genannt wird) und sei diese Ueberflügelung
nach seinem Tode so fraglos geworden, daß sein künstlerischer Stand-
punkt als ein vollständig überwundener zu gelten habe.
So viele Anklagen, so viele Jrrthümer über Rauch. Die Frage
nach dem überwundenen künstlerischen Standpunkte ist später zu unter-
suchen; hier handelt es sich zunächst um sein persönliches Verhältnis^
zu seiner Schule. — Man vergleicht ihn gegensätzlich mit Thorvaldsen;
man Hütte ihn ebensowohl gleichwerthig neben Schwanthaler stellen
können, dessen Habsucht und dessen Eifersucht auf jeden anderen, dein
Bildhaucrwerke übertragen wurden, für notorisch gilt. — Wenn nun
aber dem letzteren ausdrücklich auch eine liebevolle Freigebigkeit be-
zeugt wird, namentlich gegen talentvolle Künstler, denen er „in thun-
lichst schonender, oft auch in geheimster Weise die Last von den
Schwingen der Phantasie nahm"; — wenn andererseits von Thor-
valdsen bekannt ist, daß er die bereits kontraktlich fest an Freund
vergebenen zwölf Apostel für die Frauenkirche zu eigener Ausführung
in Anspruch nahm mit dem Begehren, das seinem früheren Schüler
eine andere Aufgabe gestellt würde, wie es denn auch durch den Auf-
trag auf die vier Evangelisten für die Schloßkapelle geschah: — daun
wird der eine Vergleich so schwankend wie der andere, und man steht
lediglich vor der Thatsache, daß beide Meister bei aller Menschen-
 
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