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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Hrsg.]; Eggers, Karl [Hrsg.]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0112
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Die Werkstatt und die Schule, 1830—1840.

freundlichkeit und Freigebigkeit gegen die Knnstgenosscn die Sorge für
die eigene Werkstatt nicht bei Seite setzten. — Ist denn aber dafür
kein anderes Motiv denkbar, als Eifersucht auf die Mitkünstler und
schnöde Habsucht? — Gewiß waren die Kosten der mittelalterlichen
Abentheuerlichkeiten nicht gering, denen Schwanthaler fröhnte und für
welche er die Mittel schaffen mußte; mehr aber wird es ohne Zweifel
dem künstlerischen Naturel, dem ungezügelten Schaffensdrang zuzu-
schreiben seiu, wenn er es schwer ertrug, daß eine der Plastik gestellte
Aufgabe seiner Hand entzogen wurde. Für Thorvaldsen aber und
Rauch genügt der Hinweis ans Goethcks Ausspruch: „Die Meister-
schaft gilt oft für Egoismus." — Der Meister hat eben ein Recht
darauf, daß das auch von ihm selbst geleistet wird, was er in der
That besser kann, als jeder andere. Er bleibt mit dieser Forderung
in der eigenen Rechtssphäre ohne diejenige des Schülers oder Mit-
meisters zu beeinträchtigen und die kleinlichen Motive der Eifersucht
und Habsucht werden nur untergeschoben im eigenen Busen der ver-
meintlich Geschädigten, ein Spiegelbild ihrer fraglichen künstlerischen Be-
deutung, ihres eigenen Charakters. Das wahrhaft Große kennt keinen
Neid, keine Mißgunst; die Scheingrößc bedarf dieser Empfindungen
wie das tägliche Brod.
Wir brauchten nur zu verweisen auf Rauck/s Verhältniß und
Stellung zu Thorvaldsen, auf sein Verhalten gegen Tieck (I, 234)
und auf sein Verhältniß zu Rietschel. Wir sahen wiederholt und
werden noch öfter sehen, wie sehr er sich unterordnete, auch da, wo
er die Freunde thatsüchlich überragte. Wir dürften auch nur Rietfchel's
Zeugniß in's Auge fassen, wie er cs über Rauch in seinen „Jugend-
erinnerungen" niedergelegt hat. Doch werden wir aus den eigenen
Rauch'schen Briefen und Tagebuchbcmerkungen für die Unzulänglich-
keit solcher Anklagen weitere Beweise hinzufügen, auf die Gefahr hin,
daß sie von dem vermeintlich überlegenen Epigonenthum nicht minder
ignorirt werden, als die schon bekannten Zeugnisse. Zugleich ergiebt
sich dann, wie Rauch's Schule sich in seiner eigenen Auffassung
spiegelt.
In seinen Briefen an Emil Wolff, Lund, Renucnkampf, nm
 
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