Verhandlungen mit König Ludwig.
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und den zu ertheilenden Bewilligungen Sr. Majestät des Königs von
Preußen abhängig machen und erhalten, wie dies durch die Natur
der Sache bedingt wird."
Mit diesen Präliminarien in der Tasche eilt Klenze dem in
Neapel weilenden Könige nach. Dieser genehmigt Alles und erwartet
nun die Preisforderung. „Daß Sie, werther Freund, — schreibt
Klenze — bei dieser Forderung gütige Rücksicht ans die vielen und
großen Unternehmungen Sr. Majestät des Königs und dessen Kräfte
nehmen werden, weiß ich im Voraus und sage nichts mehr darüber
von dem, was mir anfgetragen worden ist."
Nach Maßgabe des vorläufigen Vertrages ward nun die Aus-
führung der Bestellungen in Angriff genommen und Rauch ließ uach
seiuem kurzen Aufenthalt in München im April 1830 dort die erste
Viktoriaskizze zurück. Sofort mit diesem ersten kleinen Anfangsschritt
kommen die divergirenden Ansichten der betheiligten Persönlichkeiten
über die Art und Auffassung der Aufgabe zu Tage. Rauch, der
endlich an das Ziel seiner Wünsche gelangt zu sein glaubt, das Ideal
weiblicher Schönheit in völliger Nacktheit darstellen zu dürfen, bildet
eine sitzende fast völlig unbekleidete Viktoria, welche mit der Rechten
einen Lorbeerkranz emporhült, während in der herabhängendcn Linken
ein Palmzweig ruht. Der König läßt ihn darüber wissen, „daß die
nackte Darstellung, wenn sie auch im Altcrthnm vorkommt, doch hier
nicht paßlich zu sein schiene", — und Klenze fügt eine Zeichnung der
Büstengruppirnng in der Walhalla bei, in welcher er Viktorien an
die betreffenden Stellen eingezeichnet hat „begreiflich nur, um die
Plätze und stehende und sitzende Stellung deutlich zu machen, jedoch
glaube ich, daß Sie sich überzeugen werden, eine ruhige, ich möchte
sagen regelmäßige Stellung werde für diese Figuren bedingt sein."
Er verlangte offenbar das, was auch Kugler noch nach Vollendung
und Aufstellung sämmtlicher Viktorien, „mindestens für ihren äußeren
Zweck", vermißte: „Die Bezugnahme auf eine architektonische Total-
wirkung."*)
*) Franz Kugler: Kunstreise UN Jahre 1845. (Kleine Schriften und
Studien zur Kunstgeschichte. III. S. 5510
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und den zu ertheilenden Bewilligungen Sr. Majestät des Königs von
Preußen abhängig machen und erhalten, wie dies durch die Natur
der Sache bedingt wird."
Mit diesen Präliminarien in der Tasche eilt Klenze dem in
Neapel weilenden Könige nach. Dieser genehmigt Alles und erwartet
nun die Preisforderung. „Daß Sie, werther Freund, — schreibt
Klenze — bei dieser Forderung gütige Rücksicht ans die vielen und
großen Unternehmungen Sr. Majestät des Königs und dessen Kräfte
nehmen werden, weiß ich im Voraus und sage nichts mehr darüber
von dem, was mir anfgetragen worden ist."
Nach Maßgabe des vorläufigen Vertrages ward nun die Aus-
führung der Bestellungen in Angriff genommen und Rauch ließ uach
seiuem kurzen Aufenthalt in München im April 1830 dort die erste
Viktoriaskizze zurück. Sofort mit diesem ersten kleinen Anfangsschritt
kommen die divergirenden Ansichten der betheiligten Persönlichkeiten
über die Art und Auffassung der Aufgabe zu Tage. Rauch, der
endlich an das Ziel seiner Wünsche gelangt zu sein glaubt, das Ideal
weiblicher Schönheit in völliger Nacktheit darstellen zu dürfen, bildet
eine sitzende fast völlig unbekleidete Viktoria, welche mit der Rechten
einen Lorbeerkranz emporhült, während in der herabhängendcn Linken
ein Palmzweig ruht. Der König läßt ihn darüber wissen, „daß die
nackte Darstellung, wenn sie auch im Altcrthnm vorkommt, doch hier
nicht paßlich zu sein schiene", — und Klenze fügt eine Zeichnung der
Büstengruppirnng in der Walhalla bei, in welcher er Viktorien an
die betreffenden Stellen eingezeichnet hat „begreiflich nur, um die
Plätze und stehende und sitzende Stellung deutlich zu machen, jedoch
glaube ich, daß Sie sich überzeugen werden, eine ruhige, ich möchte
sagen regelmäßige Stellung werde für diese Figuren bedingt sein."
Er verlangte offenbar das, was auch Kugler noch nach Vollendung
und Aufstellung sämmtlicher Viktorien, „mindestens für ihren äußeren
Zweck", vermißte: „Die Bezugnahme auf eine architektonische Total-
wirkung."*)
*) Franz Kugler: Kunstreise UN Jahre 1845. (Kleine Schriften und
Studien zur Kunstgeschichte. III. S. 5510