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Rauch's Viktoria-Schöpfung, 1830—1857.
ist bei dem Verlust sämmtlicher Briefe von Rauch an Klenze nicht
zu ermitteln, Vielleicht ist des letzteren Beschreibung des werdenden
Modelles ein Spiegelbild der Rouch'schen Kritik.
„Die Bavaria — sagt Klenze am 30. August 1837 — ist wirk-
lich beschlossen und begonnen. Sie ist nun mit dem stehenden Löwen
zur Seite, in der gesenkten Rechten ein kurzes Schwert,*) in der ge-
hobenen Linken den Eichenkranz, mit behelmtem Kopf, um die Brust
eine Thierhaut als Aegis. — Alles übrige Beiwerk ist vermieden.
Die Hauptsache, als welche Sie sehr richtig die Silhouette
bezeichnen, ist dem Bildhauer besonders zur Aufgabe gemacht.
Vorderseite und Hinterseite geben sich gleichsam von selbst. Die
linke Seite ist bei dieser Stellung das schwierigste. Große Falten-
würfe und Vorsprünge suchen hier das, was Noth thut zu erreichen."
— So ist denn dies kolossale Werk, was auch im Einzelnen ihm
gebrechen mag, zu der allbekaunteu monumentalen Wirkung gelangt,
in der wir jetzt auch Rauch's aus der Ferne leitende Hand zu er-
kennen wissen.**)
Wir wenden uns zur Hauptaufgabe der Plastik für die Walhalla
zu den Viktorien zurück; — also zu jener ersten vorläufigen Skizze
einer sitzenden Viktoria mit Kranz und Palmzwcig. Hier mag zu-
*) In der Ausführung hält der gebogene rechte Arm das Schwert vor-
der Brust.
**) Etwa sieben Wochen nach Empfang jener beschreibenden Mittheilung von
Klenze finden wir in Rauch's Tagebuch: „1887, 18. Oktober. Die Skizze einer
Bavaria aufm Löwen begonnen." Dann „1838, 23. Dez. Die Skizze einer Ba-
varia aufm Löwen beendigt." - Ein Mehreres findet sich nirgend über diejenige
Skizze, welche das Rauchmuseum unter Nr. 49 aufbewahrt. — Die Bavaria, eine
Mauerkrone auf dem Haupte, steht in voller Stirnansicht auf einem linkshinschrei-
tenden Löwen. Ihr Gewand ist am Oberkörper enganschließend, ein faltiger Rock
reicht bis auf die Füße, eine über die linke Schulter geschlagene Toga fällt in
diagonaler Richtung über das Unterkleid. Die über den Kopf des Löwen gestreckte
Rechte hält einen Kranz, der linke Arm ist im Ellenbogengelenk aufrecht gekrümmt,
wie es scheint, zum Tragen etwa eines Banners. — Rauch mag mit dieser Skizze
den Versuch gemacht haben, die Bavariaaufgabe auf eigene Hand zu lösen.
Silhouettenwirkung ist in hohem Maße vorhanden, doch will uns das kunstreiter-
artige Auftreten auf dein bewegten Thier plastisch als Mißgriff erscheinen.
Rauch's Viktoria-Schöpfung, 1830—1857.
ist bei dem Verlust sämmtlicher Briefe von Rauch an Klenze nicht
zu ermitteln, Vielleicht ist des letzteren Beschreibung des werdenden
Modelles ein Spiegelbild der Rouch'schen Kritik.
„Die Bavaria — sagt Klenze am 30. August 1837 — ist wirk-
lich beschlossen und begonnen. Sie ist nun mit dem stehenden Löwen
zur Seite, in der gesenkten Rechten ein kurzes Schwert,*) in der ge-
hobenen Linken den Eichenkranz, mit behelmtem Kopf, um die Brust
eine Thierhaut als Aegis. — Alles übrige Beiwerk ist vermieden.
Die Hauptsache, als welche Sie sehr richtig die Silhouette
bezeichnen, ist dem Bildhauer besonders zur Aufgabe gemacht.
Vorderseite und Hinterseite geben sich gleichsam von selbst. Die
linke Seite ist bei dieser Stellung das schwierigste. Große Falten-
würfe und Vorsprünge suchen hier das, was Noth thut zu erreichen."
— So ist denn dies kolossale Werk, was auch im Einzelnen ihm
gebrechen mag, zu der allbekaunteu monumentalen Wirkung gelangt,
in der wir jetzt auch Rauch's aus der Ferne leitende Hand zu er-
kennen wissen.**)
Wir wenden uns zur Hauptaufgabe der Plastik für die Walhalla
zu den Viktorien zurück; — also zu jener ersten vorläufigen Skizze
einer sitzenden Viktoria mit Kranz und Palmzwcig. Hier mag zu-
*) In der Ausführung hält der gebogene rechte Arm das Schwert vor-
der Brust.
**) Etwa sieben Wochen nach Empfang jener beschreibenden Mittheilung von
Klenze finden wir in Rauch's Tagebuch: „1887, 18. Oktober. Die Skizze einer
Bavaria aufm Löwen begonnen." Dann „1838, 23. Dez. Die Skizze einer Ba-
varia aufm Löwen beendigt." - Ein Mehreres findet sich nirgend über diejenige
Skizze, welche das Rauchmuseum unter Nr. 49 aufbewahrt. — Die Bavaria, eine
Mauerkrone auf dem Haupte, steht in voller Stirnansicht auf einem linkshinschrei-
tenden Löwen. Ihr Gewand ist am Oberkörper enganschließend, ein faltiger Rock
reicht bis auf die Füße, eine über die linke Schulter geschlagene Toga fällt in
diagonaler Richtung über das Unterkleid. Die über den Kopf des Löwen gestreckte
Rechte hält einen Kranz, der linke Arm ist im Ellenbogengelenk aufrecht gekrümmt,
wie es scheint, zum Tragen etwa eines Banners. — Rauch mag mit dieser Skizze
den Versuch gemacht haben, die Bavariaaufgabe auf eigene Hand zu lösen.
Silhouettenwirkung ist in hohem Maße vorhanden, doch will uns das kunstreiter-
artige Auftreten auf dein bewegten Thier plastisch als Mißgriff erscheinen.