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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Editor]; Eggers, Karl [Editor]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0224
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Rauch's Viktoria-Schöpfung, 1830—1857.

Nun beginnt die Bearbeitung der lebensgroßen Hülfsmvdelle,
zunächst der sitzenden, bald auch zweier stehenden. Hülfreiche Hand
reichten Drake, Berges, Möller; im Januar 1833 setzt Ceccardo die
ersten Punkte an dem Marmor der sitzenden Figur. Dann aber er-
wachen wieder neue Zweifel über die Möglichkeit ausreichender
Charakteristik bloß durch die Attribute der Kränze. Während die
Hülfsarbeit vorschreitet, will Rauch eine andere Arbeit beginnen, —
so schreibt er an Rietschel —, „da ich die Modelle der anderen Viktorien
erst dann vornehmen möchte, wenn ich die in Arbeit befindlichen in
Marmor angelegt vor mir habe zur Waruung oder zur Richtschnur".
Er glaubt sich der Aufgabe mehr gewachsen, wenn ihm eine Bereiche-
rung der Attribute gestattet wird, und äußert deu Wunsch gegen den
König, die vier stehenden Figuren als Viktorien des Krieges durch
ein Schwert, der Staatskunst durch ein Sechter antiker Form, der
Künste durch eine Lyra und der Wissenschaften durch eine Schriftrolle
zu charakterisiren. Dies ward zu gutem Glück einfach abgelehnt. Der
König wünscht kein Abgehen von dem dekorativen Charakter; er findet
in Rauch's begonnener Arbeit „die allgemeine Beziehung dieser
Statuen, deren einzelne Bedeutsamkeit und Charakteristik vorzüg-
lich, — wir werden uns also begnügen müssen — sagt Klenze —
schöne Statuen nach der früher übereingekommenen Art — Sie zu
machen und ich zu bewundern." —
Es ging also weiter auf bisheriger Bahn. Die erste Viktoria
ward 1833 in Marmor fast vollendet, die stehenden im Modell.
Noch während der Marmorarbeit legte Rauch die bessernde Hand
an die sitzende Viktoria. Schon das Hülfsmodell zeigte Abweichungen
von der genehmigten Skizze,*) indem in umgekehrter Weise der linke
Unterschenkel vor dem rechten kreuzte, das Uutergewaud eiu wenig
von der linken Schulter verglitten war uud der Kranz in der Linken
weniger senkrecht gehalten ward. Der in der Rechten ruhende Kranz
hatte aber die senkrechte Stellung noch beinhalten. Rauch erneuerte
deu ganzen rechten Marmvrarm, wandte ihn in gefälligerer Richtung

°) Rauch-Museum Nr. 35 uud 36.
 
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