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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Hrsg.]; Eggers, Karl [Hrsg.]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0272
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Reliefarbeiten, 1830—1840.

Todestages der Eltern entnehmen wir, daß die Gattin am 11. Januar
1831 dem neun Tage vorher am 2. Januar voraufgegangenen Ge-
mahl folgte.
Für solch innige Zusammengehörigkeit im Leben und im Sterben
hatte die Antike den plastischen Ausdruck vorgebildet in jenen Grab-
mal-Reliefs, welche Brustbilder der Verstorbenen darstellen mit in
einander gefügten Händen. Die Galerie des Vatikan hat ein vor-
treffliches Relief dieser Gattung; ein minder erhaltenes der römische
Saal des Berliner Skulptur-Museums (Nr. 867 als Grabstein des
Aiedius und der Media). Offenbar hiernach projekürte Schinkel ein
Brustbild-Relief der Niebuhr'fchen Ehegatten für das Fußende eines
Sarkophags, welches aus dem Hintergründe der Nische hervorragend
auf deren Basis zwischen den Säulen sichtbar wird. Ueber diesem
Sarkophagstück endlich, in dem Rundbogengrund der Nische, sollte ein
Medaillon mit dem Christuskopfe Platz finden mit einer Umschrift
aus dem Evangelium Johannis.*)
Dies Medaillon und das Hochrelief der Ehegatten ward Rauch
zur Ausführung in carrarischem Marmor übertragen. Oelbilder,
Todtenmaske und Schattenrisse waren das Material, wonach die
Porträts entworfen wurden (1838). In Betreff der Bekleidung
äußert Rauch gegen Schinkel (29. September 1838): „Niebuhr's
Profil wollte sich die antike Tunika nicht recht gefallen lassen, wes-
halb ich es versuchte, es in einem weiten Kragenmantel zu logiren."
Indessen schrieb er zuvor wegen dieser Aenderung an den Kron-
prinzen und erhielt zur Antwort, „ja das antike Kostüm beizu-
behalten." — So erhielten beide Brustbilder Tunika und Toga; die
rechten Hände haben sie in einander gefügt, ihre Linke ruht auf seiner
rechten Schulter, während Niebuhr's Linke über dem Herzen in die
Toga faßt. — Im Jahre 1839 war dies Modell unter Mitwirkung
von Albert Wolff vollendet; das gleichzeitig bearbeitete Christus-
Medaillon zeigt in seiner schönen Marmor-Vollendung, in wie hohem
Maße Rauch auch auf dem Gebiete der religiösen Plastik den treffendsten
*) Kap. 11, V. 25: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich
glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.
 
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