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Auf Reisen und Daheim, 1840—1852.
zusammen gehauen, auch gemalt hat, Sie würden den Rest der
Modelle von nun an zum Schluß unter Balletsprüngen und Jubel-
gesängen vollenden. Viel Schlechteres sah man hier wohl nie in
diesem Fache." —
Die Bestellung der Pietas, ursprünglich für das Grabdenkmal
eines Polen komponirt, verzögerte sich längere Zeit. Rictschel hatte
inzwischen außer den nie ruhenden Büsten-Bestellungen auch die Thaer-
Statue für Leipzig iu Auftrag erhalten, demnächst die Lessing-Statne
sür Braunschweig, die ihm den Weg bahnte zur Konkurrenz mit Rauch
um die Goethe-Schiller-Gruppe für Weimar. Während der betreffen-
den Verhandlungen, auf welche weiterhin näher einzugehen ist, konnte
Rauch (7. Oktober 1850) sagen: „Noch nie habe ich mit größerer
Freude das Tanncbohmblättchcn und Feder zur Hand genommen,*)
als eben im Augenblick, mich mit Ihnen, thcuerster Freund, an dem
guten Geschick und freundlichen Willen unseres lieben Königs recht
herzlich zu erfreuen, der Ihnen die Ausführung der Pietas-Gruppe
für die Fricdeuskirche zu Saussouci aufgetragen. — 7000 Thaler
hat der König gern bewilligt, und wenn er sicht, wie Sie diese
geistig und körperlich mehr als verdient haben werden, wird dessen
gutes, empfindendes Herz das gewiß noch hinzufügcn, was dem Künst-
ler für die Kunst gebührt."
Es war fast ein Jahrzehnt verflossen, daß Rauch den Gedanken
hegte und pflegte, den Freund einmal für Berlin zu gcwiunen. Auch
die Bestellung der Marmor-Gruppe sollte eiu weiterer Schritt in
dieser Richtung sein. Da schien bald hernach plötzlich jede Aussicht
auf Erfüllung dieses Wunsches zu verschwinden. Die plastische Kunst-
übung in Wien konnte sich um die Mitte unseres Jahrhunderts nicht
in Vergleich stellen mit dem, was in München, Dresden, und gar
in Berlin geleistet ward. Der Minister Graf Thun wünschte diesem
Zustande durch Berufung Rictschel's abzuhelfen, welche unter glänzen-
den Anerbietungen aufis dringendste durch die persönliche Einwirkung
Eitelbergers von Edelberg betrieben ward. „Was ich seit Mon-
*) Der Briefbogen dieses Schreibens hat, wie die zuletzt voraufgehenden, ein
Tannenbäumchen als Wasserzeichen.
Auf Reisen und Daheim, 1840—1852.
zusammen gehauen, auch gemalt hat, Sie würden den Rest der
Modelle von nun an zum Schluß unter Balletsprüngen und Jubel-
gesängen vollenden. Viel Schlechteres sah man hier wohl nie in
diesem Fache." —
Die Bestellung der Pietas, ursprünglich für das Grabdenkmal
eines Polen komponirt, verzögerte sich längere Zeit. Rictschel hatte
inzwischen außer den nie ruhenden Büsten-Bestellungen auch die Thaer-
Statue für Leipzig iu Auftrag erhalten, demnächst die Lessing-Statne
sür Braunschweig, die ihm den Weg bahnte zur Konkurrenz mit Rauch
um die Goethe-Schiller-Gruppe für Weimar. Während der betreffen-
den Verhandlungen, auf welche weiterhin näher einzugehen ist, konnte
Rauch (7. Oktober 1850) sagen: „Noch nie habe ich mit größerer
Freude das Tanncbohmblättchcn und Feder zur Hand genommen,*)
als eben im Augenblick, mich mit Ihnen, thcuerster Freund, an dem
guten Geschick und freundlichen Willen unseres lieben Königs recht
herzlich zu erfreuen, der Ihnen die Ausführung der Pietas-Gruppe
für die Fricdeuskirche zu Saussouci aufgetragen. — 7000 Thaler
hat der König gern bewilligt, und wenn er sicht, wie Sie diese
geistig und körperlich mehr als verdient haben werden, wird dessen
gutes, empfindendes Herz das gewiß noch hinzufügcn, was dem Künst-
ler für die Kunst gebührt."
Es war fast ein Jahrzehnt verflossen, daß Rauch den Gedanken
hegte und pflegte, den Freund einmal für Berlin zu gcwiunen. Auch
die Bestellung der Marmor-Gruppe sollte eiu weiterer Schritt in
dieser Richtung sein. Da schien bald hernach plötzlich jede Aussicht
auf Erfüllung dieses Wunsches zu verschwinden. Die plastische Kunst-
übung in Wien konnte sich um die Mitte unseres Jahrhunderts nicht
in Vergleich stellen mit dem, was in München, Dresden, und gar
in Berlin geleistet ward. Der Minister Graf Thun wünschte diesem
Zustande durch Berufung Rictschel's abzuhelfen, welche unter glänzen-
den Anerbietungen aufis dringendste durch die persönliche Einwirkung
Eitelbergers von Edelberg betrieben ward. „Was ich seit Mon-
*) Der Briefbogen dieses Schreibens hat, wie die zuletzt voraufgehenden, ein
Tannenbäumchen als Wasserzeichen.