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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 3,2) — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.43150#0089
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Stiglmaier. — Lauchhammer, Berlin.

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ich unterlassen hätte, da mir diese uncisclirte Oberfläche früher
gerade die größte Genugthnnng gewährte. — — Diese unverletzte
Gußhaut der Bronze giebt der Skulptur einen Reiz, den ich nie,
außer bei dem ersten Thonmodcll, nur empfunden. Leider verlangt
aber die Bronze zum Oxyd eine freiere Luft, die durch die Feile
aufgerissene Oberfläche, und so unterliegt das eigentlich Schöne in
Form und Wesen einer pretentiöseu Koketterie, die wir mit unserer
besten Einsicht nicht überwinden können." Fünf Jahre später thcilt
Rauch dem Freunde mit, daß er an der eben gegossenen Jork-Statue
nur die Gußnäthc reparircn lasse, „um damit den Versuch zu machen,
das gänzliche Ueberfeilen der Oberfläche zu vermeiden. Mit der Zeit
werden bei fortlaufender Beschäftigung sich Leute heranbilden, die
dieser schonenden Ciselirung angemessene Bildung haben und dem
verderblichen Aufschcuerwescn ein Ende machen." Der schon früher
erwähnte Ciseleur Alertens wird bei dieser Gelegenheit wiederum
lobend erwähnt. — Wenige Monate später heißt cs wieder bei den-
selben Arbeiten: „Friedel, der Kunstgießer, weilt im Mineralbade,
wie gewöhnlich, während die Gehülfen mühsam Geschaffenes zerhobeln;
an diesem Leide der Bronzearbeiten gehe ich körperlisch und moralisch
zu Grunde und nur sorgliche Ausführung unseres vortrefflichen
Ciselcurs Mertens der fünf Fuß proportionirten Copie des Friedrichs-
Denkmals erhält in mir einige Hoffnung einer künftigen, ordent-
lichen Schule." — Noch im Jahre 1855 wird Rauch von Lauch-
hammer aus um Belehrung gebeten über die richtige Methode des
Ciselirens, ob glath ob ranh, ob mit Berücksichtigung des darzu
stellenden Stoffs, denn Theorie wie Praxis schwanken in allen diesen
Fragen fortwährend. —
Inzwischen war Lauchhammer durch Rauch zur Pflanzstätte einer
neuen Gießerei in Berlin geworden. Mit der Ucbernahme des
Friedrichs-Denkmals stellte sich zunächst die bisherige Werkstatt als
unzureichend heraus. Für die Möglichkeit der Herstellung des kolossalen
Reitermodells ward schon 1839 zugestanden, daß die bisherige Ciselir-
Werkstatt durch zwei Stockwerke erhöht wurde. Dann aber mußte
auch der Guß des Denkmals vorbereitet werden und daran knüpften
 
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