DIE SCHLIMME BOTSCHAFT
407
Erster Händler: Originale sind Repliken; die Natur ist ’ne
Fälschung.
{Man stellt Maria auf.)
Regisseur (zu Maria): Mehr Jefühl! Menschenskind, Sie
müssen an der Sache Interesse markieren!
(Maria speit aus, schreit.)
Regisseur: Nich so jotisch! Ja!!
(Da hing Jesus bedeutungslos und verlassen in einer Ecke des
Schaubergs am Kreuz. Keiner bewies Teilnahme an seinem
Ende. Die Mitglieder seiner Partei mieden Kreuz und Kada-
ver; man wäre leicht aufgefallen, und Pilatus hatte Haft-
befehle unterschrieben, wo es nur der Eintragung des Na-
mens bedurfte.
Die Mutter des Jesus, die zeitlebens um den unehelichen
Sohn wenig sich gekümmert hat, geht ungern mit einigen
Freunden, den Leichnam herunterzunehmen, hierzu auf gefor-
dert von der römischen Kommandantur. Leichname gehören
der Familie, vorausgesetzt, sie bringen dem Staat keinen be-
sonderen Vorteil. So war Maria auf gegeben, innerhalb drei
Tagen den Leichnam abzunehmen. Furchtsam und klagend
geht sie zum Schauberg; peinlich war es, aufzufallen.
Sie sagt zu Johannes): Warum mischt ihr euch in Dinge, die
euch nicht betreffen; vor allem er?
Johannes: Wir sprachen mit den Leuten, und ihm wurde der
Prozeß gemacht.
Maria: Was ist mehr wert, leben oder gesprochen haben?
Ihr macht die Leute verrückt.
Bürger: Was ging es ihn an, ob ich gut oder schlecht bin?
Mit welchem Recht mischt er sich ein?
Zweiter Bürger: Die Leute wollten sich bemerkbar machen.
Erster Bürger: Er hat sein Geschwätz mit dem Tod bezahlt.
Wie kann man Redensarten wegen sterben wollen?
Zweiter Bürger: Es ist sonderbar, daß aus Reden Handlungen
sich ergeben.
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Erster Händler: Originale sind Repliken; die Natur ist ’ne
Fälschung.
{Man stellt Maria auf.)
Regisseur (zu Maria): Mehr Jefühl! Menschenskind, Sie
müssen an der Sache Interesse markieren!
(Maria speit aus, schreit.)
Regisseur: Nich so jotisch! Ja!!
(Da hing Jesus bedeutungslos und verlassen in einer Ecke des
Schaubergs am Kreuz. Keiner bewies Teilnahme an seinem
Ende. Die Mitglieder seiner Partei mieden Kreuz und Kada-
ver; man wäre leicht aufgefallen, und Pilatus hatte Haft-
befehle unterschrieben, wo es nur der Eintragung des Na-
mens bedurfte.
Die Mutter des Jesus, die zeitlebens um den unehelichen
Sohn wenig sich gekümmert hat, geht ungern mit einigen
Freunden, den Leichnam herunterzunehmen, hierzu auf gefor-
dert von der römischen Kommandantur. Leichname gehören
der Familie, vorausgesetzt, sie bringen dem Staat keinen be-
sonderen Vorteil. So war Maria auf gegeben, innerhalb drei
Tagen den Leichnam abzunehmen. Furchtsam und klagend
geht sie zum Schauberg; peinlich war es, aufzufallen.
Sie sagt zu Johannes): Warum mischt ihr euch in Dinge, die
euch nicht betreffen; vor allem er?
Johannes: Wir sprachen mit den Leuten, und ihm wurde der
Prozeß gemacht.
Maria: Was ist mehr wert, leben oder gesprochen haben?
Ihr macht die Leute verrückt.
Bürger: Was ging es ihn an, ob ich gut oder schlecht bin?
Mit welchem Recht mischt er sich ein?
Zweiter Bürger: Die Leute wollten sich bemerkbar machen.
Erster Bürger: Er hat sein Geschwätz mit dem Tod bezahlt.
Wie kann man Redensarten wegen sterben wollen?
Zweiter Bürger: Es ist sonderbar, daß aus Reden Handlungen
sich ergeben.