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GRAPHISCHE KÜNSTE ETC. 81

mehr Mitglieder besitzt, als innerhalb derselben, sondern auch auf dem
Wege des Kunsthandels im Auslande den grössten Theil ihres Absatzes
erzielt". Das deutsche Reich stellt das grösste Contingent der auslän-
dischen Mitglieder; dann folgen England, die Vereinigten Staaten von
Nordamerika, Russland, die Schweiz und in neuester Zeit auch Frank-
reich. Sogar die Druckerei der Gesellschaft, welche, ohne Absicht auf
Gewinn , hauptsachlich behufs Erzielung sorgfältiger, echt künstlerischer
Drucke in Betrieb gesetzt wurde, hat sich den ausländischen Markt er-
worben und zugleich eine Emancipation des österreichischen Kupier-
druckes vom Auslande insofern herbeigeführt, als das Kupferdruck-
papier derzeit unter der Aegide der Gesellschaft ausschliesslich im In«
lande erzeugt wird, während dasselbe früher nur im Auslande zu haben
war. Gegenwärtig werden — wie der letzte Rechenschaftsbericht her-
vorhebt — in der Druckerei der Gesellschaft und auf im Inlande er-
zeugtem, ganz vorzüglichem Papier, für namhafte Verleger in Deutsch-
land, Holland und in Paris Kupferdrucke hergestellt und hat die
Druckerei der Gesellschaft in der letzten Zeit so bedeutende Aufträge
erhalten , dass sie zu einer Vermehrung ihrer Pressen schreiten musste.
Angesichts dieser Thätigkeit der „Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst" treten die Bestellungen einzelner Verleger in die zweite Reihe,
obschon einzelne achtbare Leistungen zu verzeichnen sind. Die Ver-
lagsfirma P. Kaeser hat mehrfach künstlerische Blätter in die Oeffent-
lichkeit gebracht wir erinnern nur an den Stich von Weber nach
Tizian's „Irdische und himmlische Liebe", an den Stich von Biot nach
Rafael's „Triumph der Galathea", an die landschaftlichen Stiche von
Willmann nach Mafak, zu denen in letzter Zeit das Prachtwerk
„Waldeinsamkeit", bestehend aus zwölf Radirungen Willmann's nach
landschaftlichen Stimmungsbildern von Marak mit Text von Scheffel
getreten ist, und bereitet unseres Wissens einige neue Publicationen
von Belang vor. Ein für die ganze deutsche Radirkunst Epoche
machendes Werk: „Die k. k. Gemäldegalerie in Wien", Radirungen von
William Unger, Text von C. v. Lützow, hat ein anderer Verleger,
H. O. Miethke, unternommen und zum Theil bereits in Ausführung
gebracht. Er veranstaltet eine Sammlung von 100 Radirungen William
Unger's nach den bedeutendsten Meisterwerken des Belvedere mit Text
von Professor v. Lützow, wovon vier Lieferungen bereits erschienen
sind. Dieselben sind von hohem Interesse, weil sie dartbun, wie sehr
das Talent Unger's sich Werken der verschiedensten Schulen und
Epochen zu accommodiren vermag und weil die typographische Aus-
stattung grosse Fortschritte bekundet. Abgesehen von der Sorgfalt und
Eleganz, mit welcher der Text hergestellt ist, finden wir, in Nach-
ahmung einer schönen, nun seit nahezu einem Jahrhundert ausser

Kunst in OcBterrelch. 6
 
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