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Essig, Hermann
Der Frauenmut: Lustspiel in fünf Aufzügen — Berlin, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27074#0010
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Roland (in Eifer). Wirmüssen dasBBeispielgeben, damit
die BBesatzung nicht ängstlich wird, Herr Bürgermeister!

(Sehr fern ein Kanonenschuß.)

Bürgermeister. Da! 's brummt schon wieder.

Rat Klemens. Jch habe den Schlag jetzt an den Füßen
gespürt.

Die Ratsherren. 's ist recht ungemütlich.

Femina (einwerfend). Au ja! in der Krone ist's viel gemütlicher.

Rat Klemens. Ganz abgesehen, es ist ein wirkliches
Zittern im Stubenboden.

Bürgermeister. Abgesehen gänzlich, Rat Klemens hat
einen guten Vorschlag gemacht. Jch schlage auch vor, wir ver-
legen die Sitzung in seinen ruhigen Keller.

Roland. Verkriecht euch! Jch bleibe hier.

Bürgermeister. Das ist ein übergroßes Bramarbasieren.
Ein bloßes Sichhinstellenwollen: da seht her, was ich bin.

Femina (einwerfend). Das denk ich auch. Wenn es regnet,
zum Beispiel, da verkriechen sich auch alle Vögel aus dem
offenen Himmel.

Die Ratsherren. Bravo, bravo, da ist was ganz Kluges
bei'm Federlein.

Roland (grob). Du Schreiber, was geht denn dich eigentlich
das an?

Bürgermeister. Ein Vernünftiger widerstrebt eben
nicht der weisen allgemeinen Einsicht. Jhr könnt immer hier
bleiben, Ritter Roland. Wir brechen auf in den Keller. —
Wer folgt mir? — Nun?

(Die Bersammlung steht nur teilwsise nus. Eiliche zögern.)

Bürgermeister. Jch dächte, in Klemens geräumigen
Keller würde mir jeder folgen.

Die Ratsherren. Uneinheitlich darf keine Sitzung aus
dem Rathaus verlegt werden.

Bürgermeister. Es ist eine absolute Notwendigkeit, daß
wir bei dieser ungeheuer feindlichen Bedrängnis den Ritter bei
seiner absonderlichen Passion für Wurfgeschosse allein hier lassen.
Also wer folgt? — Welches Kuriosum, daß da ein Mensch
zögert.

(Kanonenschnß.)
 
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