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Essig, Hermann
Der Frauenmut: Lustspiel in fünf Aufzügen — Berlin, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27074#0031
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ziehen müssen. Du verftehst mich doch! 's ist ausIemacht
darin, daß du, glotzendes Blökschaf, morgen träumst, was dir
ein Franzose eingibt. D u träumst morgen französisch.

Marie. Warum nicht gleich spanisch?

Femina. Jch spaße fein nicht. Du bist morgen eine
Französin, wirst du's bringen? Hast du Unterhosen? Mit
Spitzen?

Marie. Jch hau Euch gleich eine runter!

Femina. Was wird ein starker Mann das von einem

schwachen Weiblein spüren!

Marie. So arg stark seht Jhr nicht aus. (Spielt mit der
Hand nach ihm.)

Femina. Bitte, ich hab es schon init Roland auf-
genommen.

Marie. So ein pludriger Sperling!

Femina. Es ist aber wahr, wenn ich es sage. Jch habe
Roland bestanden. Das wäre doch, wie man's mir schon hat
durchbliüen lassen, z' Schorndorf eine Art Heldentat von mir,
womit ich mich ganz gut eingeführt hätte.

Marie. Wenn's wahr wäre, schon. Jhc seid noch nicht
lange hier?

Femiua. Jch bin doch vor den Franzosen hereingeflohen,
ins Schorendorf.

Marie. Ach! der seid Jhr? Der Herr Femina? Guck
auch, da mach ich heute gleich noch eine Bekanntschaft. Ja
darum, sonst könntet Jhr ja nix so nnsinnig's über ihn, den
Roland, sagen. Denn, daß Jhr's gleich wistt, eh Jhr ihm
begegnet, das ist schon mehr ein Dingerich wie ein Ochs von
Urbach.

Femina. So? Vielleicht mein ich den Falschcn. Wer
ist denn der, den im KriegSrat heut alle so schlecht behandelten?
Er sieht aus wie'n halbes Tier, bloß sein Aug' hat recht dem
Glanz vom Menschengeist.

Marie (mit gewisser Wehmul). Oh je, dann wär er's doch.
Aber den habt Jhr doch gewih nicht bestandcn?

Femina. Jm Wortwechsel, jawohl.

Marie (lacht auf). Mit dem Maule also! Das macht
Jhr gut! Drum sonst, der, wenn's Händel gibt, zerreibt alles
Ivie Brei. (Faßt Femina derb an.)

Femina. Au! — Was hast du für derbe Tatzen! Da
wundert's mich aber, dcch er sich so wegwerfend behandeln läßt..
 
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